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(Berg-)Dörfer haben keine 50 Einwoh-
ner mehr. Und die meisten der Bewoh-
ner sind über 60 Jahre alt. Häuser zer-
fallen, manche Orte wirken wie verges-
sen, und in einigen gibt es mehr leer
stehende Häuser als bewohnte.
Das Cap hat viele Besonderheiten.
Der auf ganz Korsika verbreitete Ape-
ritif „Cap Corse“ stammt von hier, und
es ist eine berühmte
Weinregion,
zu-
sammen mit dem angrenzenden Neb-
bio. Nicht nur kulinarisch ist das Cap
von besonderer Bedeutung für die In-
sel, sondern auch politisch und reli-
giös. So war das Cap Corse durch
Jahrhunderte hindurch der wichtigste
der befestigten Außenposten der Pisa-
ner und später der Genuesen. Die vie-
len erhaltenen genuesischen
Wachtür-
me
rund um das Cap legen noch heu-
te Zeugnis davon ab. Auch die Häfen
des Cap waren in vergangenen Jahr-
hunderten wichtiger als heute.
Pasqua-
le Paoli
hatte den Großteil seiner Ma-
rine in Macinaggio und Centuri im
Norden des Cap stationiert, denn
schließlich lag dieses Gebiet dem eu-
ropäischen Festland - sowohl Frank-
reich als auch Genua - am nächsten.
Und nicht zuletzt: Die
korsische
Schutzpatronin, die heilige Julia,
stammt vom Cap Corse. Sie wurde in
Nonza hingerichtet.
schaulichen, doch mittlerweile recht
touristischen Ortes, der zugleich End-
punkt der letzten, sporadischen Bus-
verbindung von Bastia in den Norden
ist, sie sind auf etwas anderes stolz:
Macinaggio beherbergte zu den Zei-
ten
Pasquale Paolis
die
korsische Ma-
rine!
Von 1757 bis 1761 belagerte der
korsische Freiheitskämpfer den wich-
tigen Hafenort. Selbst nach dem Ende
der kurzlebigen korsischen Republik
und der Flucht
Paolis
ins englische Exil,
sollte er Macinaggio noch einmal wie-
dersehen: Über zwanzig Jahre später,
1790, kehrte
Paoli
aus dem englischen
Exil zurück und landete in Macinaggio.
Wäre er drei Jahre später gekommen
hätte, er
Napoléon
die Hand schütteln
können, der auf der Flucht vor
Paolis
Anhängern nach Macinaggio kam. So-
mit ist Macinaggio und seine Bedeu-
tung untrennbar mit jener kurzen Zeit
der Selbstständigkeit Korsikas und de-
ren Untergang verbunden.
Auch der Name
da Mare
(oder
de
Mari
) ist mit Macinaggio eng ver-
knüpft. Ein berühmter Vorfahre dieser
Familie,
Giacomo da Mare,
kämpfte
mit
Sampiero Corso
1554 gegen Ge-
nua und verlor. Daraufhin rissen die
Genuesen alle Schlösser der Familie
da Mare
ein. Es sollte aber noch bis
1626 dauern, bis das ganze Cap Corse
unter genuesischer Herrschaft stand.
Auch wenn heute keine Marineschif-
fe mehr im Hafen des kleinen Städt-
chens liegen, so spielt das Meer noch
immer eine entscheidende Rolle. Das
Cap Corse ist eine der wenigen Regio-
nen Korsikas, in denen ein Teil der Be-
völkerung vom
Fischfang
lebt.
Macinaggio
(Macinaghju)
‡
III/B1
Der nördlichste Touristenort auf Korsi-
ka - das ist vielleicht der einzige Su-
perlativ, der einem heute zu Macinag-
gio einfällt. Aber die Bewohner des be-