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Die Insel
der Gegensätze
räumlichen: Ausgedehnte Schwarz-
kieferwälder folgen auf felsige Hoch-
gebirgslandschaften und werden ihrer-
seits abgelöst durch sanftes Hügelland
mit Landwirtschaft und Weinbau so-
wie durch ein brett-ebenes Schwemm-
land mit Seen und Sümpfen.
Gegensätze prägen auch die Men-
schen, die Landwirtschaft und die poli-
tischen Strukturen der Insel. Die meis-
ten Bewohner fühlen sich als Korsen
mit französischem Pass. Auch wenn
sich die Mehrheit der Bevölkerung mit
diesem Spagat abgefunden hat und in
der politischen Zugehörigkeit zu
Frankreich mehr Vor- als Nachteile
sieht, so sind nach wie vor zersplitterte
Separatistengruppen auf der Insel ak-
tiv, die für eine Unabhängigkeit Korsi-
kas von Frankreich kämpfen.
Die gesellschaftlichen Strukturen be-
finden sich gegenwärtig in einem tief-
greifenden Wandel. Während in man-
chen abgelegenen Regionen Korsikas
noch immer Frauen, Männer und Fa-
milien in ihren traditionellen, seit Jahr-
hunderten kaum veränderten Rollen
leben, unterscheidet sich das Leben in
den Städten heute kaum mehr von
dem in anderen französischen Küsten-
städten „jenseits des Meeres“. Auch
viele ländliche Regionen erleben in
den letzten Jahren eine Art gesell-
schaftlichen Zeitsprung, vom Spät-
mittelalter ins Europa des 21. Jahrhun-
derts. Dass dabei viele Zwischenetap-
pen ausgelassen werden, die andern-
orts in Europa erst mühsam erkämpft
werden mussten, ist auf Korsika nichts
Neues und vielleicht nicht einmal et-
was Besonderes. An der Insel ist auch
An Korsika scheiden sich die Geister -
nicht nur die Frankreichs, sondern oft
genug auch die der Touristen, die die
Mittelmeerinsel besuchen. Kaum je-
mand kann diesem Fleckchen Erde
neutral gegenüberstehen; zu massiv
treten dem Besucher die Natur und
die Menschen der Insel gegenüber.
Bereits die Griechen nannten Korsi-
ka „Kallisté“ - Insel der Schönheit -
eine Bezeichnung, die die Jahrtausen-
de überdauert hat, denn auch im Fran-
zösischen wird Korsika „Île de Beauté“
genannt. „Kyrnos“ ist ein weiterer
griechischer Name für Korsika, der so
viel bedeutet wie „von Wald bedeckt“.
Noch heute taucht dieser Name auf:
Viele Hotels und Restaurants nennen
sich „Cyrnos“. Etymologisch leitet sich
der Name „Corsica“ höchstwahr-
scheinlich von „kersica“ ab, das auf
phönizische Wurzeln zurückgeht und
ein „bewaldetes, vorgelagertes Gebir-
ge“ bezeichnet. Diese Namen be-
schreiben einen Teil Korsikas, greifen
für die ganze Insel aber zu kurz.
Korsika ist eine Insel der Gegensät-
ze. In kaum einer Stunde Fahrzeit
kann man heute mit dem Auto mehre-
re Klimazonen durchqueren, die auf
der Insel eng nebeneinander liegen,
vom Winter im korsischen Hochge-
birge (bis zu 2700 m ü. NN) über das
Frühjahr in den Tälern bis zum Som-
mer an der Küste. Diese Fahrt macht
nicht nur die klimatischen Extreme
deutlich, sondern auch die natur-
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