Travel Reference
In-Depth Information
leben als kulturelle Botschafter fun-
gierten. Um sich Text und Inhalt besser
einprägen zu können, wandelten sie
die Geschichten oft in Lieder und Bal-
laden um.
Seit Ende des 19. und verstärkt im
20. Jahrhundert, als das Korsische eine
Schriftsprache wurde, bemühten sich
Historiker diese Geschichten und
Balladen aufzuschreiben, zuerst auf
Korsisch, bald aber auch auf Franzö-
sisch. Heute kann man in Buchläden
auf der Insel Bücher finden, die diese
Geschichten erzählen (z. B. „Contes et
Légendes de l'île de Corse“ von Gabri-
el Xavier Culioli ) . Sie geben einen gu-
ten Einblick in das korsische Alltagsle-
ben, in die Mythen und die Vorstel-
lungswelt vergangener Jahrhunderte.
Seit der Einrichtung der Fakultät für
korsische Sprache und Geschichte an
der Universität in Corte hat die Anzahl
der hochwertigen Publikationen auf
diesem Gebiet stark zugenommen.
Darunter befinden sich wissenschaft-
lich sehr gute aber nicht unbedingt ein-
fach zu lesende Biografien, wie die
von Pasquale Paoli und von Sampiero
Corso, verfasst von Antoine-Marie Gra-
ziani. Viele Bücher über Korsika sind im
Verlag Alain Piazzola in Ajaccio er-
schienen. Der Verleger selbst betreibt
ein Antiquariat in Ajaccio, das jedem
Buchinteressierten empfohlen werden
kann. Es hat eine große Auswahl an
korsischen Büchern und ist auch sonst
gut sortiert, allerdings nicht billig.
Wenn man sich das Repertoire kor-
sischer Bücher betrachtet, so fällt auf,
dass bis heute der Anteil der in korsi-
scher Sprache geschriebenen Publika-
tionen sehr gering ist. Als Schriftspra-
che hat sich das Korsische auch auf
der Insel nie wirklich durchgesetzt.
Schriftsteller und Romanciers bedie-
nen sich meist des Französischen.
Zu den bekanntesten korsischen
Schriftstellern und Schriftstellerinnen
des 20. Jahrhunderts gehören Angelo
Rinaldi, Archange Morelli und Marie
Susini. Besonders die Romane der
1993 gestorbenen Schriftstellerin Susi-
ni sind sehr lesenswert und von beein-
druckender sprachlicher und emotio-
naler Dichte. Sie thematisiert Fragen
der korsischen Familienstrukturen und
der Rolle der Frauen in der korsischen
Gesellschaft (z. B. in „Je m'appelle
Anna Livia“, „La Renfermée, La Corse“
oder „Plein Soleil“).
Zu den französischen Klassikern, die
über Korsika geschrieben haben,
gehören Guy de Maupassant („Chro-
niques insulaires“) und Prosper
Mérimée („Colomba“ und „Notes d'un
voyage en Corse“). „Colomba“ ist auch
in deutscher Übersetzung erhältlich.
Das - auch nach der Einschätzung
vieler Korsen - vielleicht schönste und
beste Buch, das über Korsika je ge-
schrieben wurde, ist nicht von einem
Korsen verfasst, sondern von einer
Engländerin: Dorothy Carringtons
Werk „Corsica - The Granite Is-
land“, erschien zunächst in englischer
Sprache, wurde dann allerdings bald
übersetzt und ist heute in einer franzö-
sischen Neuauflage (Titel: „La Corse“)
überall auf der Insel erhältlich. Wer
Glück hat, findet noch das englische
Original, aber auch die französische
Übersetzung kann jedem, der gut
Search WWH ::




Custom Search