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Kunst und Kultur
der Gegenwart
sich besonders im Portugiesischen wie-
der finden. Dazu zählen vor allem die
Nasallaute (Vokal + „m“ oder „n“), aber
auch die verkürzten Artikelformen: „a“
ist der weibliche, „u“ der männliche
Singularartikel. Die Pluralformen „e“
(weiblich) und „i“ (männlich) erinnern
wieder ans Italienische („le“ bzw.
„i“/„gli“). Wie im Portugiesischen wird
auch im Korsischen das unbetonte „o“
zu „u“, allerdings nicht nur phonetisch
sondern auch in der Schriftsprache
(z. B. „Ajacciu“ statt „Ajaccio“), was der
Sprache einen charakteristischen Klang
verleiht. Viele Konsonanten (wie etwa
„f“ oder „d“) werden im Korsischen
sehr weich ausgesprochen, manchmal
nur angehaucht, es sei denn sie sind
verdoppelt, stehen am Anfang eines
Wortes oder ein anderer Konsonant
folgt direkt darauf. Die oft auftauchen-
de Buchstabenkombination „ghj“ (z. B.
„anghjulu“ = „Engel“) wird als weicher
Zischlaut gesprochen [dj], ähnlich wie
Italienisch „gi“ (z. B. in „Gianfranco“).
Der Buchstabe „b“ wird im Norden
Korsikas oft als „v“ ausgesprochen
(ähnlich wie im Spanischen), im Süden
sind „b“ und „v“ dagegen fast immer
phonetisch getrennt. Ansonsten ent-
spricht die Aussprache des Korsischen
im Wesentlichen dem Italienischen,
wenn auch die korsische Satzmelodie
durch die weichere Klangfarbe oft we-
niger akzentuiert und fließender ist.
Wer sich für die Poesie der korsi-
schen Sprache interessiert, der hört
sich am besten polyphone korsische
Musik an, live oder auf CD. Manches
wird zwar auf Latein gesungen, aber
der Großteil ist Korsisch.
Auf Korsika gibt es zwei verschiedene
„Kunstrichtungen“: die einheimische
Kunst und die Kunst, die die jeweiligen
Besatzungsmächte ins Land brachten.
Von jeher haben sich diese Formen zu
einem gewissen Grad vermischt, aber
die Vermischung war nie so vollstän-
dig, dass die korsische Kunst und Kul-
tur in der fremden aufgegangen wäre.
Zu verschieden waren die Ansätze,
die die heimische Kultur und Kunst
von derjenigen der Römer, Pisaner,
Genuesen oder Franzosen trennte. An
dieser Stelle soll vor allem die „korsi-
sche“ Kunst betrachtet werden.
Literatur
Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es
keine korsische Literatur im eigent-
lichen Sinne. Eine Reihe von korsi-
schen Schriftstellern schrieb auf Italie-
nisch oder Französisch, aber kaum ein
Name ist heute noch bekannt. Ge-
schichten, Sagen und Legenden, an
denen Korsika ebenso reich ist wie an-
dere bodenständige Regionen, wur-
den mündlich innerhalb der Familien
weitergegeben oder bei Festen erzählt
und so von Generation zu Generation
tradiert. Sie handelten, wie zu erwar-
ten, von Liebe, Tod, Familie, Ehre und
Kriegen. Die düstere Note der korsi-
schen Geschichte kommt in vielen die-
ser Erzählungen zum Ausdruck. Ge-
schichten wurden oft auch von Hirten
überliefert, die durch ihr Nomaden-
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