Travel Reference
In-Depth Information
Viele Touristen kommen wegen der
Natur nach Korsika oder weil sie billi-
ge Familienferien am Strand machen
wollen. Als Folge ist die Zahl der Billig-
jobs in der korsischen Tourismusbran-
che recht hoch. Drei Monate im Jahr
einen Billigjob in einer Ferienanlage zu
haben, ist für kaum einen Korsen eine
sinnvolle Investition in die Zukunft.
Korsikas „Hauptkapital“ ist seine
Natur. Diese ist unter anderem durch
den sommerlichen Massentourismus
gefährdet. Erstaunlich früh hat man auf
Korsika diese Problematik erkannt. Be-
reits 1972 wurde der korsische Natur-
park PNRC (Parc Naturel Régional de
Corse) gegründet. Es handelt sich da-
bei nicht um ein verschwindend klei-
nes Naturreservat, sondern um eine
Schutzzone, die mehr als ein Drittel
der Fläche der Insel bedeckt! Auch
das Ziel dieses Parks war und ist fort-
schrittlich: Man wollte nicht ein Natur-
reservat schaffen, in dem Tiere und
Pflanzen quasi eingesperrt vor den
Einflüssen des Menschen geschützt
werden, sondern ein Gebiet, in dem
Naturschutz und Nutzung durch den
Menschen gemeinsame Ziele sind.
Diese Nutzung beinhaltet sowohl die
traditionelle, extensive agrarische Nut-
zung als auch den Tourismus.
Natürlich gibt es durchaus schmerz-
hafte Beschränkungen; so ist das Zel-
ten im Gesamtbereich des Parks (mit
Ausnahme von Campingplätzen und
an Schutzhütten) verboten und es ist
komplizierter geworden Baugenehmi-
gungen zu erhalten. Aber dem stehen
Vorteile gegenüber, die die Nachteile
überwiegen. Der Park setzt stark auf
Werbung und Aufklärung, sowohl bei
den Einheimischen als auch bei Touris-
ten. Mit Informationsbroschüren, Ta-
feln am Wegrand, Kursen, geführten
Wanderungen und anderen Veranstal-
tungen versucht man ein Informations-
angebot zu schaffen, das die Touristen
anzieht und sie zugleich direkt oder in-
direkt dazu auffordert, zum Schutz der
Region beizutragen. Mehr als 1000 Ki-
lometer Wanderwege wurden ange-
legt und hervorragend markiert. Viele
Gebirgsdörfer haben vom verstärkten
Tourismus seither profitiert.
Darüber hinaus versucht die Park-
verwaltung erfolgreich, traditionelle
landwirtschaftliche Lebensformen
im Bereich des Parks zu fördern. Dazu
gehören die extensive Viehweide
ebenso wie die Restaurierung verfalle-
ner Bergerien und Casgili (Käsekeller).
Für manche Familien lohnt sich selbst
die Beibehaltung der Transhumanz
wieder. In den Sommermonaten wei-
den die Hirten ihre Herden im Berg-
land, ihre Familien vermieten Unter-
künfte an Touristen und Wanderer und
vertreiben korsischen Käse. Im Winter
ziehen die Hirtenfamilien mit ihren
Herden ins Flachland und mieten sich
eine kleine Unterkunft.
Ein bis heute nicht gelöstes Problem
ist das korsische Erbrecht. Ein Haus
oder Grundstück (z. B. auch eine Ber-
gerie) gehört allen Nachfahren ge-
meinsam. So gibt es meist dutzende
von Erben für ein Objekt; oftmals kön-
nen sich die Erben nicht einigen, was
mit dem betreffenden Haus passieren
soll und so verfällt es. Neben der
Landflucht ist das traditionelle Erb-
Search WWH ::




Custom Search