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1557 an Frankreich. Die französische Zeit
dauerte aber nur zwei Jahre. Im Vertrag
von Cateau-Cambrésis wurde Korsika wie-
der Genua zugeschlagen. Sampiero war
über diesen „Verrat“ der Franzosen bitter
enttäuscht, gab aber nicht auf.
Er zog mit seiner Familie nach Marseille,
da Korsika nun erneut von Genua besetzt
war. Der König von Frankreich ernannte ihn
zum Botschafter Frankreichs in Istanbul,
woraufhin sich Sampiero in das osmani-
sche Reich aufmachte.
Was danach passierte, ist nicht völlig klar.
Die Geschichte soll Shakespeare unter an-
derem als Inspiration für seinen „Othello“
gedient haben. Die wahrscheinlichste Ver-
sion ist die, dass Vannina von Marseille aus
Kontakt mit den Genuesen aufnahm, um
ihre beträchtlichen Besitztümer auf Korsika
aus der Hand der Genuesen freizukaufen.
Ob Vannina damit vor ihrem ungeliebten
Ehemann Sampiero fliehen wollte, ist nicht
klar aber durchaus wahrscheinlich. Eine an-
dere Version besagt, dass ihr berichtet wur-
de, Sampiero sei bei einem Schiffsunfall ge-
storben, und sie sich daraufhin mit ihrem
Jugendfreund Giovanni aus Genua zusam-
mengetan habe, der sie heiraten wollte.
Welche Version auch immer die Wahre ist:
Klar zu sein scheint, dass Vannina bei ihrem
Versuch nach Genua zu gelangen, abge-
fangen wurde. Wie das geschah, ist aber
wieder umstritten. Manche Überlieferung
sagt, sie sei auf hoher See festgehalten wor-
den, bis Sampiero kam, um sie zu richten.
Wahrscheinlicher ist aber die Version, dass
ein Freund von Sampiero, Antoine de Saint-
Florent, sie abfing oder aus Genua zurück-
holte. Er brachte sie nach Aix-en-Provence,
wohl um sie aus der direkten Schusslinie
von Sampieros Zorn zu nehmen. Aber die-
se Manöver nützten nichts mehr, denn
Sampiero war in seinem Selbstverständnis
von „Recht“ und „Gerechtigkeit“ und sei-
ner Macht derart von sich überzeugt, dass
er bei der Durchsetzung seiner Vorstellun-
gen nicht zauderte. Der Überlieferung
nach brachte er, als er von Vanninas Vorge-
hen erfahren hatte, zuerst seinen Freund
Pierre de Calvi um, begab sich dann auf
dem schnellsten Weg nach Frankreich und
tötete seine Ehefrau sowie zwei Bediens-
tete, die er als Mitwisser einstufte, indem er
sie mit den eigenen Händen erwürgte.
Auch wenn wohl nur wenige Sampieros
Vorgehen gut hießen, stellte sich ihm nie-
mand in den Weg. Der Mord kam auch
nicht zur Anzeige, außer durch Sampiero
selbst, der die Stadtversammlung in Aix-le-
Provence von der Tötung informierte, in
der Überzeugung nur seine Pflicht getan
zu haben. Selbst wenn Sampiero nach ei-
nem ungeschriebenen, korsischen Gesetz
gehandelt haben mochte (was zu bezwei-
feln ist), so stand nun das ungeschriebene
korsische Gesetz gegen ihn: Die Familie
Vanninas schwor, ihren Tod zu rächen. In-
direkt half ihnen Sampiero dabei, diesen
Schwur in die Tat umzusetzen. Er schiffte
sich 1563 nach Korsika ein, ging in Propria-
no an Land und setzte seinen Kampf gegen
Genua fort. Ob er dies wohlwissend des
lauernden Todes tat, oder ob er von seiner
Unverwundbarkeit überzeugt oder einfach
nur stur war, lässt sich nicht beurteilen. Je-
denfalls waren die Gesetze der Vendetta
auch im Falle Sampieros eisern. Er wurde
von einem Knappen namens Vittolo verra-
ten und am 17. Januar 1567 durch zwei
Cousins von Vannina auf offener Straße
bei Suarella mit einem Dolch durchstoßen
und enthauptet. Der Name „Vittolo“ gilt
seither auf Korsika als Synonym für Verrat.
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