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Fast 500 Jahre (von 1284 bis 1769)
sollte die Herrschaft Genuas auf Kor-
sika dauern, mehrmals für wenige Jah-
re unterbrochen. Es sind 500 Jahre
des Widerstandes. Die Mehrheit der
Korsen trauerte Pisa nach, denn mit
der Ankunft der Genuesen war es vor-
bei mit wirtschaftlichem Wohlstand,
eigener Verwaltung und Förderung
der Kunst - für die meisten Korsen je-
denfalls. Genua hatte kein Interesse an
der Insel, das über ihre strategische
Bedeutung als vorgeschobene Vertei-
digungslinie und als billige Quelle für
natürliche Ressourcen hinausging. Auf
diesem Boden sollte schnell der korsi-
sche Freiheitskampf gedeihen.
Aber auch auf anderer Ebene war
Genua nicht unumstritten: Von päpst-
licher Seite wurde die Besetzung der
Insel durch Genua nicht anerkannt
und Korsika wurde 1290 dem König
von Aragon übertragen. Es ist nichts
darüber bekannt, was Aragon von die-
sem unverhofften Geschenk hielt.
Aber es war in der Pflicht. In der Fol-
gezeit setzte ein Diplomatenkrimi ein,
bei dem sowohl Genua als auch Ara-
gon versuchten, den korsischen Adel
zu korrumpieren und sich gegenseitig
auszutricksen. Die Folge war ein für
Korsika vertrauter Zustand: Anarchie,
Chaos, Plünderungen, Selbstjustiz,
Verwüstungen von Adelssitzen, Dör-
fern, Kirchen - ein ständiges Leben in
Angst und Schrecken.
Eine Auswanderungswelle setzte
ein. Viele Korsen verließen die Insel
und gingen nach Pisa, Rom oder Mar-
seille. Als sich der Konflikt zwischen
Genua und Aragon weiter ausdehnte
und auch andere Mittelmeergebiete
umfasste, musste Genua Truppen von
Korsika abziehen. Adelige wie korsi-
sche Unabhängigkeitskämpfer witter-
ten ihre Chance und es brachen weite-
re Fehden los. Anfang des 15. Jahrhun-
derts eroberte der Graf der Cinarca,
Vincentello d'Istria, im Auftrag des
Königs Alfons V. von Aragon einen be-
trächtlichen Teil Korsikas und wurde
zum Vizekönig ernannt (1420-1434).
Durch Bestechung von Freunden ge-
wann Genua schließlich Zugang zu
Vincentello, nahm ihn gefangen und
richtete ihn in Genua hin.
Genua war durch die dauernden
Kriege um die Vorherrschaft in der Re-
gion finanziell zu dieser Zeit in argen
Nöten. Ganz ähnlich wie heute, war
das die Chance der Banken. Die Ban-
co di San Giorgio (Bank des Heiligen
Georg) sprang ein. Sie hatte Genua
seit Jahren Geld geliehen und erhielt
im Gegenzug einen beträchtlichen Teil
der staatlichen Einkünfte. Da Genua
seinen finanziellen Verpflichtungen
gegenüber dem korsischen Adel nicht
mehr nachkommen konnte, rief dieser
die Banco di San Giorgio zu Hilfe. Un-
ter Druck gesetzt, trat Genua schließ-
lich im Jahr 1453 ganz Korsika an die
Bank ab. Diese übernahm im Gegen-
zug die finanziellen Verpflichtungen
Genuas und behielt die Einkünfte aus
Steuern und anderen Abgaben für
sich. Die Wirtschaft hatte die Politik ef-
fektiv ausgehebelt.
Anfangs kam es noch zu einzelnen
kriegerischen Auseinandersetzungen
zwischen Adeligen auf der Insel, aber
die Banco di San Giorgio hatte eigene
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