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Stadt etwa 30.000 Einwohner und alle
Einrichtungen einer großen römischen
Siedlung: Prunkbauten, ein Forum, ei-
nen Triumphbogen, Badeanlagen, ei-
ne Wasserleitung, einen Handels-, ei-
nen Fischerei- und einen Kriegshafen,
viele Handwerks- und kleinindustrielle
Betriebe.
Auch wenn die Zeugnisse aus den
etwa 700 Jahren der römischen Be-
satzung Korsikas umfangreicher und
aussagekräftiger sind als aus den 300
Jahren der etruskischen und kartha-
gischen Zeit, so stellen sich den Ar-
chäologen nach wie vor viele Fragen,
von denen einige wohl unbeantwortet
bleiben werden: Wie entwickelte sich
die Kultur der Korsen in dieser Zeit?
Was war ihre Sprache? Wie sahen die
sozialen Strukturen außerhalb der rö-
mischen Einflusssphäre aus? Über all
das weiß man nur sehr wenig. Leider
gibt es für Korsika keinen „Tacitus“,
der die Sitten und Gebräuche der Kor-
sen dokumentiert hätte. Zwar finden
sich in römischen Texten (etwa bei
Seneca, Cicero und Strabo ) vereinzelt
Hinweise auf Korsika; keiner dieser
Hinweise beinhaltet aber genauere
Schilderungen, schon gar nicht aus ei-
ner auch nur annähernd objektiven
Perspektive.
Der Siedlungsschwerpunkt der Rö-
mer lag an der Ostküste, wo neben
den Städten und Dörfern auch Reste
von Römerstraßen gefunden wurden.
Aber wie weit sind die Römer wirklich
ins Zentrum der Insel vorgedrungen?
Korsika zu besitzen und auszubeuten
scheint den Römern wichtig gewesen
zu sein, es zu entwickeln nicht.
Ab dem 3. nachchristlichen Jahrhun-
dert begann das römische Imperium
zu zerfallen. Sein Finale erreichte die-
ser Zerfall in Korsika im Jahre 420, als
Aléria weitgehend niederbrannte und
schließlich 456, als die Vandalen die
Insel eroberten, und damit der römi-
schen Herrschaft ein Ende bereiteten.
Aber bereits zuvor hatte die Kirche de
facto die Verwaltung Korsikas über-
nommen.
Frühes Christentum,
Vandalen, Päpste
und Sarazenen
Der Beginn des christlichen Einflusses
auf der Insel scheint ins 3. Jahrhun-
dert zu fallen. Wie die Christianisie-
rung erfolgte, ist nicht bekannt. Jeden-
falls finden sich unter den Gegenstän-
den, die in Aléria ausgegraben wur-
den, einige mit christlicher Symbolik
versehene Mauerteile und Öllampen,
die auf das frühe 3. nachchristliche
Jahrhundert datieren. Aus dem frühen
4. Jahrhundert stammt der berühmte
Sarkophag der Sainte-Restitude in
Calenzana ( Calenzana; Exkurs: Die
Prozession „Sainte-Restitude“ in Ca-
lenzana).
Während man davon ausgehen
kann, dass die Nord- und Ostküste
Korsikas bis Anfang des 4. Jahrhun-
derts vollständig christianisiert waren,
so herrschten im Landesinneren sicher
bis Mitte des 7. Jahrhunderts noch vor-
christliche religiöse Vorstellungen vor.
Auf politischer Ebene füllte die Kirche
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