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Die Gruft des zur Kirche Santa Maria della Face gehörigen Kapuzinerklosters in Palermo mit ihrer riesigen, makabren
Ansammlung natürlicher Mumien: Acht- bis zehntausend Leichen liegen hier in offenen Särgen oder hängen an Mauern und
Decken.
In vielen Kulturen wird das grauenhafte Bild der Verwesung post mortem den Blicken der
Hinterbliebenen entzogen. Der Geschmack des 17. Jahrhunderts und des Barock macht
daraus einen Gegenstand der Demonstration, es stellt die Toten aus, unter dem Vorwand
der moralischen Ermahnung. Am Eingang eines weiteren berühmten Kapuziner-Friedhofs,
dem der Via Veneto in Rom, wird dem Besucher brutal entgegengeschleudert: «Du bist,
was wir waren, und du wirst sein, was wir sind.»
Im Kohelet (Ekklesiastes), einem der Bücher der Weisheit im Alten Testament, lesen
wir zweimal den Satz «Vanitas vanitatum et omnia vanitas» («Eitelkeiten der Eitelkeiten,
und alles ist Eitelkeit» - im Sinne auch von «Vergeblichkeit» und «Vergänglichkeit»). Eine
Sentenz mit vielen möglichen Bedeutungen, die Giacomo Leopardi im radikalen Sinne
interpretiert, wenn er sie im Finale seines Gesangs A se stesso (An sich selbst) mit dem
ebenso berühmten wie trostlosen Vers «Die unendliche Eitelkeit aller Dinge» in
Erinnerung ruft.
Vanitas ist in der Malerei die Bezeichnung für ein Stillleben, das die Symbole der
Vergänglichkeit des Lebens enthält, die in vielfältiger Weise darstellbar ist, wobei der
Totenschädel eines der anschaulichsten und eingängigsten Sinnbilder ist. Mit einem
Totenschädel in der Hand sinniert Hamlet in Shakespeares Tragödie über die Kürze des
Lebens. Einer der Totengräber sagt dem blassen Prinzen «This same skull, sir, was Yorick's
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