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Fetzen herunterhängt, Kinder. Ein Heer von Toten, das die Lebenden an das Schicksal
erinnert, welches alle erwartet.
Das Kloster, in dessen Gruft dieses schauderhafte Spektakel zu sehen ist, ist das der
Kapuziner, einer Familie der Franziskaner Minderbrüder, so genannt nach der Kapuze, die
sie dem armseligen Habit des Gründers Franziskus hinzugefügt hatten. Es gehört zur
Kirche Santa Maria della Pace im Cuba-Viertel und geht auf das 16. Jahrhundert zurück.
Der erste, der dort gegen Ende des 16. Jahrhunderts bestattet wurde, war ein gewisser
Bruder Silvestro aus Gubbio, es folgten viele weitere Brüder. Später kamen
außenstehende Personen hinzu, die den Wunsch hatten, eine sichtbare Spur von sich zu
hinterlassen, und die Möglichkeit, von den Verwandten besucht zu werden. Der Prozess
der Einbalsamierung und Konservierung, begünstigt durch das Mikroklima der Umgebung,
war aber kostspielig, was erklärt, dass es sich fast ausschließlich um die Leichen von
Aristokraten oder wohlhabenden Bürgern handelt. Der Verstorbene wurde ausgeweidet,
wie bei jeder derartigen Prozedur, dann für eine gewisse Zeit - das konnte auch ein Jahr
dauern - in ein sogenanntes colatoio gebettet, eine Trockenkammer. Am Ende wurde der
Leichnam mit Essig oder Arsenik gewaschen, mit Stroh gefüllt, zugenäht, angezogen, an
der Wand aufgestellt, direkt neben oder unter denjenigen, die ihm auf dieser letzten Reise
vorangegangen waren.
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