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Gedichte aus der Sammlung
Intermezzo di rime
(1884), deren Erscheinen ein Skandal wird,
schreibt er ohne den geringsten Skrupel: «Meine starke und barbarische Jugend/Bringt
sich in den Armen der Frauen um.»
Das erste bemerkenswerte Abenteuer dieser römischen Periode war die Liebe zu Maria
Hardouin di Gallese, die er im Februar 1883 traf. Im April schreibt er seinem Freund
Nencioni: «Ich reite häufig aus, einsam, auf der Suche nach einer Amazone, die ich
manchmal treffe … Ich liebe, lieber Enrico, endlich liebe ich voller Hingabe, voll von mir
und von der Vergessenheit meines ganzen Selbst.» Die Liebe, auch die Hingabe wird
erwidert. An einem Abend im Mai gibt sich Maria ihm hin, und Gabriele hat nichts
Eiligeres zu tun als dies aller Welt in einem Gedicht kundzutun, das dann Eingang in die
Sammlung
Intermezzo di rime
finden wird. Die gesamte Sequenz bis zum abschließenden
Beischlaf auf einer Wiese der Villa Borghese wird mit geradezu dreister Kaltschnäuzigkeit
erzählt. Die Komposition heißt
Il peccato di maggio
(Die Mai-Sünde) und ist mehr als ein
Gedicht, eigentlich eher ein Radio-Report.
… der Kopf
Fiel jählings ihr hintüber. Die volle Mähne, offen,
Schuf ihr ein Bett, auf dem sie wie sterbenstief getroffen
Sich niederstreckte. Starre, schier nicht mehr zu erwecken,
Die Kälte fast des Todes ward ihrer Herr. Ein Schrecken
Ergriff für Augenblicke mich …
Doch einer Woge ähnlich fuhr Leben in ihr Sinken.
Auf ihren Mund gebeugt wie aus einem Kelch zu trinken,
Und bebend vor der Wonne des nahen Sieges spürte
Ich, wie des Busens Spitzen, an die mein Finger rührte,
Und so weiter. Die Folgen der «Mai-Sünde» ließen nicht lange auf sich warten und
zwangen zu einer raschen Eheschließung.
Gabriele liebte seine Frau, auf seine Weise allerdings, also indem er die Ehe in eine
Zweckgemeinschaft verwandelte, völlig abgetrennt von seinem künstlerischen Leben und
natürlich von seinen zahlreichen Liebschaften mit anderen Frauen. Eine von ihnen war
Olga Ossani, der unter den Vorbildern für
Il piacere
eine herausgehobene Rolle zukommt.
