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Edmondo De Amicis' Roman «Cuore» (Herz) wird zum Kultbuch.
Wie erklärt sich dieser gewaltige Erfolg?
Cuore schildert auf sehr elementare und anschauliche Weise das Alltagsleben der Schule,
in der sich die Handlung abspielt. Der Autor lässt einen Schüler der dritten Klasse, Enrico
Bottini, ein Jahr lang alle wesentlichen Begebenheiten des Schuljahres aufschreiben, er
lässt ihn also eine Art Schultagebuch führen, worauf übrigens auch der italienische
Untertitel Storia di un'anno scolastico (Geschichte eines Schuljahres) verweist. Mit dieser
großen Aufgabe erschöpft sich Enricos Rolle allerdings in der des Ich-Erzählers, und das
macht ihn zu einer der blassesten Figuren des Buches. Drumherum: eine ganze Klasse
(überfüllt, aber so war damals die Situation) mit vierundfünfzig Schülern, von denen mit
dem Fortschreiten der Ereignisse etwa ein Dutzend eine beachtliche Relevanz erlangt.
Wenn der Autor sie nach und nach einführt, wird dem Leser schnell klar, dass jeder
einzelne von ihnen, über seine Psychologie hinaus, eine Funktion erfüllt. Gleich beim
ersten Auftritt zählt De Amicis die Eigenschaften auf, die einen jeden auszeichnen. Coretti
ist derjenige, der «einen schokoladefarbenen Pullover trägt und eine Mütze aus Katzenfell:
immer fröhlich»; Garrone «ist der größte und stärkste der Klasse … kaut immer und ist
gutmütig»;[ 4 ] Votini ist «sehr gut angezogen»; Nobis scheint «sehr hochmütig»[ 5 ] und so
weiter. Die ständige Wiederholung dieser Eigenschaften (wie in den klassischen Poemen)
 
 
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