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Einsturz zu bringen, damit sich die Freiheit erheben kann, ist in Italien meist Hilfe von
außen notwendig gewesen. Italien ist ein Land mit einem Höchstmaß an kleinen
Freiheiten - der Freiheit, Abfall auf die Straße zu werfen, bei Rot über die Ampel zu
fahren, Häuser auf Grundstücke zu bauen, die kein erschlossenes Bauland sind, usw.
Während sich viele ungeniert, nach Gutdünken und missbräuchlich diese kleinen
Freiheiten nehmen, sind die großen bürgerlichen Freiheiten, die den Individuen die
Ausübung ihrer Rechte garantieren, für sehr lange Phasen, bis in unsere Tage, missachtet
und sogar mit Füßen getreten worden.
Bewusst habe ich Venedig als Schlusskapitel gewählt, diese Wahl basiert auf der tiefen
Melancholie, die das traurige Ende der Serenissima Repubblica seit meiner Schulzeit
immer in mir hervorgerufen hat. Wie hat es passieren können, fragte ich mich in diesen
lange zurückliegenden Jahren, dass ein stolzer, gut verwalteter Stadtstaat, eine globale
Handels- und Seemacht, militärisch schlagkräftig, scharfsinnig in der Politik, so schnell am
Ende war? Noch dazu auf diese Weise? Ich kann mich erinnern, dass ich als Junge bei
Bergwanderungen durch die Wälder von Trient gelegentlich auf Grenzsteine mit dem
Emblem des Löwen von San Marco gestoßen bin. Bis hier oben, wurde mir erklärt, hatte
das Gebiet von Venedig gereicht, und die Wälder waren der Holzlieferant für die Werften
und die Flotte. Mit der Zeit kam ich zu der Überzeugung, dass das Ende Venedigs als ein
unabwendbares Schicksal und sein Verschwinden als ein Modell für andere Ereignisse der
italienischen Geschichte gesehen werden kann. Ob die Historiker da mit mir
übereinstimmen, weiß ich nicht. Es sind persönlich gefärbte Ansichten, von Empfindungen
geprägt, also diskutierbar.
Die Serenissima fiel aufgrund des unglückseligen Zusammentreffens verschiedener
Faktoren: Eine entkräftete, uneinige Führungsschicht, eine der Situation nicht gewachsene
Regierung, ein Volk mit völlig unzulänglichem politischem Bewusstsein trafen auf
überlegene feindliche Streitkräfte. Dieselben Faktoren finden wir wieder in den
Ereignissen des 8. September 1943 mit ihren desaströsen Folgen. Und es ist sicher kein
