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barocken Synagoge demonstriert. Als die Familie Modigliani 1849 nach Livorno kam,
lebten dort etwa 5000 Juden bei einer Gesamtbevölkerung von 70.000 Einwohnern.
Im Gegensatz dazu sind die Juden in Venedig immer sehr viel weniger zahlreich
gewesen. Dazu Ricardo Calimani: «Gegen Ende des 16. Jahrhunderts belief sich die
jüdische Bevölkerung der Venetischen Republik, einem Staat mit mehr als anderthalb
Millionen Einwohnern, auf insgesamt 3000 Personen.»[ 9 ] Mitte des 17. Jahrhunderts
waren es beinahe 5000 geworden, die Volkszählung von 1869 ergab aber nur noch 2415
(bei einer Gesamtbevölkerung von 114.000 Einwohnern), eine Zahl, die vor dem Ersten
Weltkrieg wieder auf 3000 stieg.[ 10 ] Die faschistischen Rassengesetze und die Razzien
während der Nazi-Okkupation zeitigten tragische Folgen: Von den zweihundert
deportierten venezianischen Juden haben nur sieben überlebt. Bei Kriegsende zählte die
Gemeinde gerade noch knapp 1000 Mitglieder, die sich im Jahr 2000 nochmals um die
Hälfte reduziert hatte.
Mal mehr, mal weniger dicht bevölkert, war die venezianische Gemeinde in drei
Komponenten oder «Nationen» unterteilt. Die größte war die deutsche («tedesca»),
außerdem gab es die sogenannte levantinische Gemeinde und die ponentinische. Mit der
Zeit schwächten sich die Unterschiede in Sprache und Ritus ab - nicht zuletzt infolge der
häufigen Mischehen -, ohne aber je ganz zu verschwinden. Auch die Rabbiner, die anfangs
nur ihre jeweils eigene «Nation» repräsentierten, wurden zuletzt aufgrund ihrer
persönlichen Verdienste zu Vertretern der ganzen Gemeinde gewählt. Von der alten
Aufteilung in «Nationen» zeugen die zahlreichen Synagogen, die man im Ghetto von
Venedig noch heute bewundern kann: die deutsche, die spanische, die italienische, die
levantinische Schola (= «Schule»): Orte, die reich an Tradition sind, aber auch an
eindrucksvoller Architektur, Rauminszenierung und Innenausstattung, an Paramenten
(Messgewändern) und Silber.[ 11 ]
Wie in jeder geschlossenen Gemeinschaft war auch im Ghetto das soziale Leben besonders
intensiv und turbulent, ob es sich nun um freundschaftliche, amouröse oder auch
 
 
 
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