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lächerlich. Es gab aber eine ganze Menge «mutige Löwen» in jenen Jahren, in Mailand und
anderswo in Italien. Ein Jahr nach der Befreiung, am Samstag, dem 11. Mai 1946, wurde
die in Rekordzeit wiederaufgebaute Scala mit Arturo Toscanini auf dem Podium und
einem komplett aus Werken italienischer Komponisten bestehenden Konzert
wiedereröffnet: Puccini, Arrigo Boito, Rossini und Verdi natürlich; von Verdi das
Te Deum
und der Gefangenenchor
Va pensiero
aus
Nabucco
(von dem im vorhergehenden Kapitel
schon die Rede war), der nach seiner großen Zeit während des Risorgimento nun erneut
die Herzen berührte und ein Fenster zur Zukunft öffnete.
Als Grassi der Tür seinen energischen Fußtritt versetzte, waren im Parlament weitere
«Löwen» an der Arbeit, die am 2. Juni 1946 in eine Assemblee gewählt worden waren, die
anderthalb Jahre später die Verfassung hervorbringen sollte. Es war das beste System der
Sicherung bürgerlicher Freiheitsrechte, das die Bewohner der Halbinsel im Laufe ihrer
mühevollen Geschichte jemals kennengelernt hatten. In einem der ersten Artikel, dem
Art. 9., heißt es: «Die Republik fördert die Entwicklung der Kultur und die
wissenschaftliche und technische Forschung. Sie schützt die Landschaft und den
historischen und künstlerischen Reichtum der Nation.»
Wenige Worte, trockene Worte, aber es bedurfte schon einer besonderen Erleuchtung,
1947 einen Artikel zu formulieren, in dem der Kultur und der Forschung eine solche
herausragende Bedeutung zugebilligt wurde, und der angesichts von Italien in Trümmern
und einem nur stockend wieder in Gang kommenden Verkehrssystem sogar den «Schutz
der Landschaft» vorsah, noch dazu in Verbindung mit dem «historischen und
künstlerischen Reichtum der Nation». Die unvergleichliche Landschaft der Halbinsel als
Teil des «kulturellen Erbes» zu betrachten, dies war ein noch nie dagewesenes Prinzip, das
mit einigen Jahrzehnten Vorsprung die schweren Umweltsünden antizipierte, die es dann
doch nicht verhindern konnte.
