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die Luxus-Denkmäler überlasse ich meinen Nachfolgern.[ 12 ]
Marie-Louise, die aus einer Stadt wie Wien kam, damals die Metropole der Musik, zollte
auch in Parma der Musik große Aufmerksamkeit und entwickelte schöne Initiativen. Die
«gute Herzogin» ließ das prachtvolle Teatro Farnese umbauen und ex novo ein Teatro
Ducale errichten, heute das Teatro Regio. Es wurde im Mai 1829 mit Vincenzo Bellinis
Oper Zaira eingeweiht, eigens für den Anlass komponiert. Wenige Wochen später ging
Moses e Faraone (Moses und Pharao) des «hochberühmten Maestro Gioachino Rossini» (wie
der Programmzettel zusicherte) in Szene. Ein vielversprechender Anfang. Ihr verdankt die
Stadt auch ein Musikkonservatorium, an dem später unter anderen Arturo Toscanini
studierte. 1885 erwarb er dort das Violoncello-Diplom. Nur ein Jahr später, im Alter von
19 Jahren, ergriff er den Taktstock des Dirigenten und gab ihn nicht mehr aus der Hand.
Marie-Louise besorgte Giuseppe Verdi, der 1813 in Roncole di Busseto in der Bassa
Parmense (nördlich von Parma) geboren wurde, ein Stipendum. Zum Dank widmete ihr
der Maestro die Oper I Lombardi alla prima crociata (Die Lombarden auf dem ersten
Kreuzzug) mit dem Chor der Kreuzfahrer und der Pilger O Signor, che dal tetto natìo
(Deinem Rufe, Herr, sind wir erschienen), der an den berühmten Gefangenenchor Va,
pensiero (Flieg, Gedanke) aus Verdis vorhergehendem Nabucco erinnert, auch wenn er
melodisch und emotional weniger gelungen ist.
An dieser Stelle halte ich einen kurzen Einschub für geboten. Verdis Oper Nabucodonosor
(N ebukadnezar, Libretto: Temistocle Solera) ging im März 1842 an der Mailänder Scala
mit triumphalem Erfolg in Szene. Nur zwei Jahre später mutierte ihr Titel zu Nabucco.
Dort wird von den ins babylonische Exil verschleppten Hebräern erzählt, die in diesem
mit Recht berühmten Chor in Gedanken zu den Tälern und Hügeln der verlorenen Heimat
enfliehen, «Wo leis und lind, umduftend Tal und Hügel/Die freie Luft begrüßt mein
Vaterland». In Mailand, wo sich die Bevölkerung wenige Jahre später, 1848, beim Fünf-
Tage-Aufstand gegen die österreichische Besatzung erheben sollte, beschwor dieser Chor
auf herzzerreißende Weise nicht das ferne und vergangene Babylon, sondern die damals
 
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