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VIII. DUCHESSA DI PARMA
Die gute Herzogin
Es ist beinahe unvorstellbar, welche Fülle an Kulturschätzen und Genialität sich in einer
Stadt mit weniger als 200.000 Einwohnern auf einer Fläche von 260 Quadratkilometern
konzentrieren kann. Das politische Leben auf der Halbinsel ist über die Jahrhunderte so
schwer und leidvoll gewesen, dass es in jeder Stadt, in jedem Dorf seine Spuren
hinterlassen hat. In manchen Fällen als schwere Hypothek, bisweilen aber auch als
einmalige Gelegenheit, als Potenzial.
In Parma hat die zweite Variante die Oberhand gewonnen. Die Vergangenheit, ihre
Hinterlassenschaften, ihre Implikationen für die Gegenwart sind hier vielleicht sichtbarer
als anderswo in Italien. Ohne allzu große Übertreibung könnte man sagen, sie ist überall
mit Händen zu greifen, in der Schönheit der Straßen, der Plätze, des Theaters, ja selbst in
der Qualität der kulinarischen Produkte: des Schinkens, des Parmesans. Duchessa di Parma
(Herzogin von Parma) ist der Name eines köstlichen lokalen Gerichts: Truthahnnuss,
gefüllt mit Parmaschinken und Parmesan - womit sonst? Oder die schmackhaften Anolini,
Stendhals Lieblingsspeise: handgemachte halbmondförmige Nudeln, mit Brot, Ei und
Parmesan gefüllt, die sich kein Liebhaber der guten Küche entgehen lassen sollte. Wenn
man an Genialität denkt, fallen einem für die Malerei Correggio und Parmigianino ein
oder die Großen der Musik, von Verdi bis Toscanini, oder, in unseren Tagen, der Lyriker
Attilio Bertolucci und sein weltberühmter Sohn, der Filmregisseur Bernardo.[ 1 ]
Dabei hatte alles aus einem rein politisch-militärischen Kalkül heraus begonnen, als Papst
Paul III. Farnese Mitte des 16. Jahrhunderts für seinen illegitimen Sohn Pier Luigi das
Herzogtum Parma schuf, in der Absicht, ein Territorium zu konsolidieren, das als Puffer
zwischen den Dominien der Kirche und der bedrohlichen spanischen Herrschaft in der
 
 
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