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Lohn bereits erhalten.» (6, 16) Franziskus' Randbemerkung in der ersten Fassung der
Ordensregel (Kap. VII): «Und die Brüder mögen sich hüten, sich nach außen hin traurig
und wie düstere Heuchler zu zeigen; sie sollen sich vielmehr als solche zeigen, die sich im
Herrn freuen und heiter und liebenswürdig sind, wie es sich geziemt.»
Das ist der Kern der franziskanischen Überzeugung, die Freiwilligkeit des Opfers, ein
äußerlich ärmliches Leben, das umso reicher ist in der Dimension der Meditation, des
Gebets und vor allem des erlösenden Handelns gegenüber den Ausgegrenzten, den
Letzten, den «Verdammten der Erde», wie sie im 20. Jahrhundert von Frantz Fanon
genannt werden.
Es gibt nur noch eine einzige weitere Bewegung, die unter bestimmten Aspekten in die
Nähe der franziskanischen gerückt werden kann, das sind die Kibbuzim, die zu Beginn des
20. Jahrhunderts auf dem Gebiet des späteren Staates Israel entstanden. Im Ideal eines
Kibbuz (ländliche Kollektivsiedlung) gibt es wie bei den Franziskanern die Idee der
Abschaffung des Privateigentums. Ein radikaler Kommunismus, der (solange er dauerte)
sogar die Erziehung der Kinder an eigens dafür vorgesehene Kinderkrippen delegierte, in
denen die Anwesenheit der Eltern nur für zwei Stunden täglich gestattet war.
Aus unterschiedlichen Gründen hat das kommunistische und zionistische Ideal der
Kibbuzim im Laufe der Jahre nach und nach seinen Niedergang erlebt. Der ökonomische
Boom Israels hat das strenge Kibbuz-Leben für die jüngeren Generationen immer
unattraktiver werden lassen. Doch auch die Franziskaner haben nach und nach die vom
Gründer festgelegten strengen Regeln gelockert.
Zwei so weit auseinander liegende Erfahrungen können aber in dem Aspekt der
Freiwilligkeit miteinander verglichen werden. Aus freier Entscheidung ging man in einen
Kibbuz, und genauso freiwillig verließ man ihn auch wieder. Auch den extrem harten
Regeln des Franziskus unterwarf man sich nur nach einer mit aller Macht herbeigeführten
Entscheidung; sie war unerlässliche Voraussetzung, um die Strenge dieses Regimes zu
ertragen.
Thomas von Celano:
Als Liebhaber der heiligen Armut besaßen sie nichts, liebten nichts und hatten daher auch keine Furcht, etwas
zu verlieren. Sie waren zufrieden mit einem einzigen Kleide, mochte es innen und außen geflickt sein, so arm
und von solcher Schlichtheit, dass sie in diesem Gewand für die Welt selbst aussahen wie Kruzifixe, und sie
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