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Bestätigung der Ordensregeln. Er hatte aus seiner natürlichen Veranlagung heraus und aus
Überzeugung Lebensregeln eingeführt, die ihn in erheblichen Gegensatz zur Kurie und
zum Papst brachten. 1209 bringt er, nur von wenigen «Brüdern» begleitet, Papst
Innozenz III. die erste Fassung nach Rom. Darin hatte er «in wenigen, einfachen Worten
für sich und seine … Brüder eine Regel und Lebensnorm [geschrieben]. Er bediente sich
hauptsächlich der Texte des heiligen Evangeliums. … Nur hie und da flocht er etwas
anderes ein, das sich für die Bedürfnisse der Bruderschaft als notwendig erwies.»[ 8 ] Den
Inhalt referiert Thomas von Celano: Der Papst lässt sie prüfen und reagiert vorsichtig,
bestätigt sie lediglich mündlich, also ohne die Weihen einer Bulle, des päpstlichen Siegels.
Auf diesen wenigen Seiten finden sich Ideen, die im Hinblick auf die herrschenden
Sitten und Gebräuche revolutionär waren, eine vollkommen innovative Vision von
Menschlichkeit. Dieselben Ideen sind es, die aus Franziskus nicht nur einen Heiligen für
seine Kirche machen, sondern einen großen Geist, dem die Verehrung aller gebührt. Schon
die erste Regel bestimmt die Richtung: die totale Verweigerung jeder Art von Besitz.
«Wenn wir Güter besäßen», antwortete er eines Tages jemandem, der ihn nach den
Gründen für eine so radikale Entscheidung fragte, «müssten wir auch Waffen haben, um
uns zu verteidigen. Aus dem Reichtum entstehen die Streitigkeiten, die die Liebe zu Gott
und den Nächsten verhindern.» Es war diese Radikalität, die den Kontrast zum Luxus der
römischen Kurie kennzeichnete.
Bernhard, Franziskus' erster Jünger, gab eines Tages in einer florentinischen Kirche einem
großzügigen Mann, der ihm ein paar Münzen schenken wollte, eine aufschlussreiche
Antwort: «Es ist wahr, dass wir arm sind», sagte er, «aber für uns ist die Armut keine
Belastung, wie für die anderen Hilfsbedürftigen, wir sind aus freier Wahl arm geworden.»
Diese Freiheit erlaubte es, dass die mit einer solchen Lebensweise verbundenen
Unbequemlichkeiten mit «Freude» angenommen wurden. Matthäus schreibt: «Wenn ihr
fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges
Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. … das sage ich euch: Sie haben ihren
 
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