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VII. FRANZISKUS DER ERNEUERER
«Ich zögerte ein wenig und ging dann aus der Welt …»
Umbrien ist eine besondere Region. Die einzige der Halbinsel Italien, die ausschließlich
von Land umgeben ist, ohne einen Zugang zum Meer, aber auch die einzige, die weder zu
Lande noch zu Wasser an die Grenze zu einem anderen Land stößt. Mit knapp einer
Million Einwohnern ist sie eine der am dünnsten besiedelten Regionen, mit überwiegend
hügeliger Landschaft, durchquert von einem Fluss von bescheidener Länge mit einem
großen Namen, dem Tiber; außerdem von einer antiken Konsularstraße, der Via Flaminia
(220 v. Chr.), die Rom mit der Adriaküste verbindet - auf den ersten Blick also eher eine
Region für die Durchreise als zum Verweilen. Dieses Eingeschlossen-Sein auf begrenztem
Raum (8500 Quadratkilometer im Ganzen), der gotische Charakter seiner Städtchen,
angefangen bei Perugia, der Landeshauptstadt, oder Orvieto, auf einem hochgelegenen
Felsplateau aus Tuffstein errichtet, geben Umbrien ein fast durchgängig archaisches
Kolorit, nur selten aufgelockert durch spielerische Leichtigkeit. Spoleto, Todi, Cascia,
Gubbio, Norcia, Montefalco, Montecastello di Vibio, kleine Städte von unterschiedlicher
Größe, fast immer auf dem Gipfel einer Anhöhe nistend. Jede ist anderes, alle jedoch
herausragend durch irgendein Kleinod der Kunst, durch die urbane Architektur, die
steinernen Bauten in den Altstädten, die steilen, verschlungenen, abschüssigen Wege, die
Beengtheit des Raums, die sie umgebende Landschaft der buckeligen Hügel,
grünschimmernd mit Oliven, Wein, Eichen- und Kastanienwäldern. Die Geschichte aller
übrigen Regionen erzählt von Beherrschung und Eroberung, Gewalt und Kampf. Die
Geschichte Umbriens nicht. Das einschneidendste Militärereignis hier ist und bleibt die
berühmte Schlacht am Trasimenischen See (217 v. Chr.) zwischen Hannibals Truppen und
den von Konsul Gaius Flaminius befehligten römischen Legionen. Keine echte Schlacht,
eher ein Massaker mit dem genialen karthagischen Feldherrn, der als
Überraschungsangriff auf die Flanken der beim Marsch am Seeufer besonders exponierten
Legionen ein Manöver im Stile Napoleons durchführte. Die Zahl der römischen Toten an
 
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