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um jeden Preis.
Es gab in Italien einmal die Masken, nicht die des Karnevals, sondern die Theaterfiguren,
die Typen, die sich durch die Wiederholbarkeit ihrer Gesten, ihrer Laster und Tics einer
Region, einer Stadt zuordnen ließen und eine alte Tradition am Leben erhielten.
Arlecchino, eine Maske der Commedia dell'Arte aus Bergamo, der schlaue, mit allen
Wassern gewaschene Diener und Halunke, sprunghaft, Erfinder von Tricks und Spaßen.
Sein Kumpel und Diener Brighella, seine Geliebte Colombina, die gewitzte Magd. Dottor
Balanzone kommt aus Bologna, Gianduja aus dem Piemont, Pantalone, der alte
Geizkragen und senile Lüstling, aus Venedig, Rugantino, der stets zur Flucht bereite
Querulant und Angeber, aus Rom. Viele Jahre lang haben die Masken den
Bühnenhandlungen Leben eingehaucht, Betrügereien angezettelt, gegen jede mögliche
Regel verstoßen (nur um sie anschließend wieder in Kraft zu setzen) und - wie es die
Marktschreier versprachen - zur Unterhaltung von Groß und Klein beigetragen.
Auch Neapel hat seine Maske, sogar eine der berühmtesten: Pulcinella, der aus dem
16. Jahrhundert stammt, vielleicht sogar aus noch früherer Zeit, aus jenen römischen
Possen voller Kurzweil, Schlüpfrigkeiten und sexueller Anspielungen, die
Atellane
genannt
wurden. Er ist mit einem weiten weißen Hemd bekleidet, trägt eine schwarze Maske mit
langer Nase, die nur den Mund unbedeckt lässt, hat einen auffälligen Bauch, manchmal
einen Buckel. Er ist einfältig und schlau zugleich, tölpelhaft und listig, scheint ein Teufel,
kann aber auch zum Engel werden, weiß, dass er tief im Schlamassel steckt, weiß aber
auch, dass er irgendwie wieder herauskommen wird, mit einem Spiel, einer Pirouette,
einer Schummelei - und dass alles in einer großen Maccheroni-Fresserei enden wird. Er
spricht, gröhlt, tanzt, singt, zappelt, gestikuliert; er kann aber auch lange reglos bleiben,
träge, schläfrig, immer aber auf dem Sprung, wie eine Katze, um bei jeder sich bietenden
Gelegenheit jede erreichbare Beute zu greifen. Er ist eine sympathische, witzige,
großzügige Figur, immer bereit zu teilen, was er zusammen mit den Kumpanen des
Abenteuers (oder des Missgeschicks) geklaut hat. Er kennt aber auch den Verrat und hat
