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geschrieben worden - bis in die jüngste Zeit -, dass die berühmte Garibaldi-Expedition im
Grunde nichts anderes war als eine Banditenaktion und reine Gewalttätigkeit. Aber
tausend Männer, und seien sie noch so tapfer, hätten gewiss nicht ausgereicht, ein
Königreich zu Fall zu bringen, wenn es nicht vorher schon von innen morsch gewesen
wäre. Ein leichter Stoß reichte aus, und es fiel in sich zusammen.
Zwischen dem 27. und dem 30. September 1943 wurde Neapel erneut zum Schauplatz
eines Ereignisses von historischer Bedeutung. Gruppen von Zivilisten, darunter viele
Jugendliche, unterstützt von einigen «Badoglianern» - den Soldaten von Badoglios
kurzlebigem «Königreich des Südens» - erhoben sich gegen die deutschen Truppen, die die
Stadt besetzt hielten. Als am 1. Oktober die alliierten Truppen endlich eintrafen, hatte
Neapel die Deutschen bereits verjagt. Es war die erste europäische Stadt, die sich
erfolgreich gegen ein Besatzungsheer aufgelehnt hatte. Vereinzelte Anzeichen von Revolte
und Auflehnung gegen die Truppen des Deutschen Reichs hatte es seit dem 9. September,
nach Badoglios Waffenstillstand mit den Alliierten gegeben. Es folgten Tage von
extremem Chaos und Verwirrung, die fast gleichermaßen von Akten großer Feigheit und
unerhörten Mutes gezeichnet waren. Nur ein Beispiel: Am 9. September hält eine Gruppe
von Soldaten in der Via Foria einen deutschen Panzerwagen an und macht zwanzig
Gefangene. Als das italienische Militärkommando über diesen Fall informiert wird, ordnet
es die Freilassung an. Es herrscht das absolute Chaos, niemand weiß mehr, wem er
gehorchen soll. Diese jungen Soldaten waren davon ausgegangen, sie hätten eine
lobenswerte Militäraktion durchgeführt. Stattdessen wurden sie zur Strafe an die Säulen
der durch Bombardements halbzerstörten Bianchini-Kaserne gebunden und riskierten ein
böses Ende.
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