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VI. NEAPEL
Das Paradies und seine Teufel
Über Neapel wurde über die Jahrhunderte hinweg durch die Bank schlecht gesprochen.
Das ging schon mit Titus Livius los, der in seiner Geschichte Roms Ab urbe condita als
typisches Beispiel eine Episode aus dem Zweiten Punischen Krieg im 3. Jahrhundert
v. Chr. erwähnt: «Cum Hannibal circa Tarantum, consules ambo in Samnio essent …»
Als Hannibal bei Tarantum, die beiden Konsuln noch in Samnium standen, jedoch schon im Begriffe schienen,
Capua zu berennen, litten die Kampaner, was sonst die Geisel einer langen Einschließung ist, bereits
Hungersnot, weil die Römischen Heere ihnen die Aussaat verwehrt hatten.[ 1 ]
Es werden deshalb Gesandte zu Hannibal geschickt, die ihn um Getreide bitten. Sein
Befehlshaber Hanno bricht auf, macht einen großen Bogen um die römischen Heerlager,
bezieht drei Meilen vor Capua eine Anhöhe und befiehlt der umliegenden Bevölkerung,
ihm die Getreideernte auszuhändigen. Titus Livius: «Sodann ließ er nach Capua wissen, an
welchem Tage sie zur Übernahme des Getreides im Lager sich einfinden sollten mit
Fuhrwerken und Lasttieren aller Art.» Und was passiert nach einem so aufwändigen
Manöver? Es passiert, schreibt Titus Livius, Folgendes:
Dies taten die Kampaner mit ihrer gewöhnlichen Sorglosigkeit und Nachlässigkeit. Nicht viel über vierhundert
Wagen und noch einige wenige Lasttiere kamen an. Hanno gab ihnen den Verweis, dass nicht einmal der
Hunger, welcher das sprachlose Vieh antreibe, ihre Sorgfalt aufregen könne.[ 2 ]
Der schlechte Ruf Neapels und seiner Umgebung hat also eine lange Geschichte. Der
Paduaner Titus Livius schreibt dies in den ersten Jahrzehnten unserer Zeitrechnung.
Jahrhunderte vergehen, bis der Kalabreser Philosoph Tommaso Campanella 1602 in
seinem Werk La città del sole (Der Sonnenstaat) einem imaginären «Genoveser» - in
Wahrheit natürlich er selbst - diese Worte in den Mund legt:
70.000 Menschen leben in Neapel und von ihnen arbeiten kaum zehn- oder fünfzehntausend. Diese kommen
durch übermäßige, andauernde, tägliche Arbeit herunter und gehen zugrunde. Die restlichen Müßiggänger aber
verderben gleichfalls, und zwar durch Faulheit, Geiz, körperliche Gebrechen, Ausschweifung, Wucher usw.
 
 
 
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