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für fachlich kompetente Rechtsanwälte hat, das Wachs in die Gussformen und rollt
Trikolore-Kerzen. Zwei Männer, deren Herkunft man sich unterschiedlicher nicht
vorstellen könnte, sind in diesem Moment vereint durch das gemeinsame
Emigrantenschicksal.
In seinen Erinnerungen schreibt Garibaldi:
Ich habe einige Monate lang mit Meucci gearbeitet - der mich, obwohl ich sein Arbeiter war, behandelte, als sei
ich ein Familienmitglied, mit viel Wohlwollen. Eines Abends jedoch ging ich, des Kerzenherstellens müde -
vielleicht von natürlicher und gewohnheitsmäßiger Unruhe getrieben - aus dem Haus mit der Absicht, den
Beruf zu wechseln. Ich erinnerte mich, dass ich Marinesoldat gewesen war - ich konnte ein paar Worte Englisch
- und ging zum Strand der Insel, wo gerade einige Lastkähne be- und entladen wurden. Beim ersten
angekommen, fragte ich, ob ich als Seemann anheuern könnte. Sie beachteten mich kaum: Alle, soweit ich sie
an Bord sehen konnte, fuhren mit ihren Tätigkeiten fort. Ich versuchte es weiter und ging zum nächsten Schiff.
Dieselbe Reaktion. Schließlich zu einem weiteren, das gerade entladen wurde, und fragte um Erlaubnis, bei der
Arbeit helfen zu dürfen - und erhielt zur Antwort, sie hätten keinen Bedarf. «Aber ich will gar keinen Sold»,
fügte ich beharrlich hinzu: wieder nichts. «Ich will arbeiten, um mich aufzuwärmen» (es lag tatsächlich
Schnee), noch weniger. Ich war perplex! In Gedanken kehrte ich zu den Zeiten zurück, als ich die Ehre hatte, die
Mannschaft von Montevideo zu befehligen - ihr kriegerisches und unsterbliches Heer zu befehligen! Was nutzte
das alles? - sie wollten mich nicht! Ich überwand meine Demütigung und kehrte wieder zum Geschäft des
Kerzenmachers zurück.[ 17 ]
An diese rührende, wenngleich ein wenig vom Thema wegführende Episode habe ich
erinnert, weil sie zum Verständnis beiträgt, weshalb Garibaldi der Einzige war, der im
Mezzogiorno eine gewisse Popularität genoss. Instinktiv ist zu spüren, aus welchem Holz
dieser Mann geschnitzt war, wenngleich zwischen seinen Lebensbedingungen in der
Emigration und denen, die Millionen von Einwanderern in den Jahren danach zu ertragen
hatten, Welten lagen.
Ob nun mit oder ohne Italien, Rom und Neapel kamen auf jeden Fall nicht umhin, sich
den neuen Zeiten und den unbeugsamen Gesetzen der wirtschaftlichen Entwicklung zu
unterwerfen. Was aber nichts daran ändert, dass die Auseinandersetzungen zwischen den
Tausend und den bourbonischen Streitkräften nicht selten alle Symptome eines
Bürgerkrieges aufwiesen, einschließlich der Grausamkeiten, von denen solche Konflikte
immer begleitet sind. Vonseiten des königlichen Heeres gab es willkürliche Exekutionen,
in Schutt und Asche gelegte Dörfer, als Repressalmaßnahme zerstörte Häuser. Umgekehrt
passierte es, dass von der Gegenseite gefangengenommene Piemonteser Soldaten an einen
Baum gebunden und lebendig verbrannt, gekreuzigt oder verstümmelt wurden. Selbst in
solchen Fällen wurden die Briganten - wie schon in der Vergangenheit - von den
 
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