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stisch. Wirtschaftlich blühte das Land in den 1970er Jahren zunächst auf. Die
Militärs bauten die Staatsunternehmen aus und schoben weitere Mammutpro-
jekte an: Gemeinsam mit Paraguays Diktator Alfredo Stroessner bauten sie den
Staudamm von Itaipú im Länderdreieck Argentinien / Brasilien / Paraguay. Er
ist bis heute das größte Wasserkraftwerk Brasiliens und eines der größten der
Welt. Itaipú versorgt große Teile von São Paulo mit Strom.
Die Militärs trieben den Ausbau des Staatskapitalismus voran: Die Regie-
rung schottete den Markt mittels Schutzzöllen gegen Importe ab und förderte
den Nationalismus nach Kräften. Freie Gewerkschaften waren verboten, den-
noch organisierte sich im Industriegürtel von São Paulo eine starke Arbeiterbe-
wegung. Einer ihrer Anführer war der Metallarbeiter Luis Inácio da Silva.
1979 übernahm General João Figueiredo das Präsidentenamt. Als er an die
Macht kam, ging das brasilianische Wirtschaftswunder gerade zu Ende: Die
Wirtschaft wurde in den Sog der weltweiten Ölkrise gezogen, Inflation und Aus-
landsschulden explodierten.
Die Krise war vor allem im Industriebezirk von São Paulo zu spüren, dem
ABC ( so genannt nach den drei Industriestädten Santo André, São Bernardo
und São Caetano). 1979 streikten hier erstmals die Arbeiter, einer ihrer Anfüh-
rer war der Metallarbeiter Luis Inácio da Silva, genannt Lula. Der bärtige Ge-
werkschaftsführer wurde vorübergehend festgenommen, aber letztendlich ge-
wann er die Machtprobe mit der Diktatur. Die Streikenden rangen der Regie-
rung nicht nur mehr Geld und Rechte ab, sie zwangen das Regime auch zu einer
weiteren Öffnung. Noch im selben Jahr verkündete Präsident Figueredo eine
Amnestie für alle politisch motivierten Verbrechen. Sie schützte nicht nur die
Folterer der Diktatur vor Verfolgung, sondern erleichterte auch zahlreichen Ex-
Guerrilleros und anderen Exilanten die Rückkehr.
Jetzt wuchs der Druck auf die Diktatur, endlich auch freie Wahlen zuzulas-
sen. Politiker der »Oppositionspartei« PMDB unterstützten das Anliegen, im
Jahr 1982 brachten sie eine entsprechende Verfassungsänderung im Kongress
ein, die allerdings von der Regierung abgeschmettert wurde. Die Präsident-
schaftswahl 1985, bei der Figueredos Nachfolger gekürt wurde, erfolgte durch
ein von der Regierung kontrolliertes »Wahlkolleg«, so sah es die unter den Mi-
litärs verabschiedete Verfassung von 1967 vor.
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