Travel Reference
In-Depth Information
reichten die Tierschützer, dass der Gebrauch von angeschärften Metallsporen
verboten wurde.
»So ein Rodeobulle hat es besser als die meisten Brasilianer«, behauptet Vi-
dal. Tierärzte kümmern sich um das Wohl der Tiere, Pfleger begleiten sie auf
jeder Reise. Ein guter Rodeobulle ist eine exzellente Wertanlage: Besonders ag-
gressive Stiere wie der legendäre »Bandido«, der keinen Cowboy länger als fünf
Sekunden auf seinem Rücken duldet, kosten bis zu 50 000 Real.
Die Eigentümer großer Rinderfarmen sondern die aggressivsten Bullen ihrer
Herde aus und vermieten sie als Rodeobullen. Doch nicht immer erweist sich
ein Raufbold auf der Weide auch in der Arena als Kampfstier. Wenn ein Bulle
das Bocken verweigert, hat der Cowboy das Recht, ein neues Tier zu wählen. Zu
sanfte Rinder enden im Schlachthof.
Seit einigen Jahren gibt es einen nationalen Rodeo-Wettbewerb, der wie ein
Wanderzirkus durch die Städte des Landesinneren zieht. Die einzelnen Etap-
pen werden von TV Globo übertragen, dem wichtigsten Fernsehsender des Lan-
des. Millionen verfolgen das Spektakel jeden Sonntagmorgen vor dem Fernseh-
schirm.
Keine Sportart ist so stark gewachsen. Jährlich finden in Brasilien rund 1400
Rodeos statt. Die Veranstalter setzen mehr Geld um als der Karneval von Rio,
das größte Fest des Landes. Zum Finale der nationalen Rodeomeisterschaft in
Barretos im Bundesstaat São Paulo reisen Cracks aus den USA, Kanada und
Mexiko an.
Über eine Million Besucher strömen jedes Jahr Ende August in die Provinz-
stadt. Alle Hotelzimmer sind schon Monate vorher ausgebucht. Zehntausende
kampieren auf den Zuckerrohrplantagen der Umgebung.
Barretos ist das Wimbledon der Rodeoreiter. Elf Tage dauert der Wettbe-
werb in dem 1,3 Millionen Hektar großen »Parque do Peão«, dem »Cowboy-
Park«. Star-Architekt Oscar Niemeyer, der Erbauer Brasílias, entwarf die hufei-
senförmige Arena, sie fasst 35 000 Besucher. Das Preisgeld für den Sieger be-
trägt 100 000 Real, gut 30 000 Euro. Doch wichtiger ist der Ruhm: Ein Sieg in
Barretos bedeutet das Sprungbrett für eine internationale Karriere.
Die Champions von Barretos bewerben sich in Houston und Calgary, den
wichtigsten Rodeostädten Nordamerikas. Dort verdienen sie ein Vielfaches ih-
res brasilianischen Einkommens. Gute Reiter bringen es in wenigen Monaten
zum Dollar-Millionär. Rodeostar Adriano Moraes, ein Dauergast bei den ame-
rikanischen Festivals, ist in Texas so bekannt wie Ronaldo in Europa. »In der
Search WWH ::




Custom Search