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stars. Ihr Ziel ist der rasche Aufstieg in die Glitzerwelt des großen Geldes. Ich
habe eine von ihnen in São Paulo begleitet.
Bevor Susana Pitelli auf die Pirsch geht, wirft sie einen prüfenden Blick in
den Spiegel. Sie kämmt ihre platinblonde Mähne, zieht den Lippenstift nach
und strafft ihre Bluse, damit die 300 Milliliter Silikon in jeder Brust gebührend
zur Geltung kommen. Dann lenkt sie ihren schwarzen Ford Ecosport in die
Nacht von São Paulo.
Ihr Revier sind die Bars, Nachtclubs und Diskotheken der Millionenmetro-
pole: Das O'Malley's im Reichenviertel Jardins, das Bamboo, der Tanzclub Un-
ha de Gato. Das Wild, das sie am liebsten stellt, sind Fußballer. Vor allem sonn-
tags und montags ist Jagdsaison: Dann haben die Spieler der großen Clubs frei
und gehen auf die Piste.
Pitelli sagt, sie habe Medizin studiert; anschließend jobbte sie als Empfangs-
dame, Friseuse und Model. Sie hat in ein paar Pornofilmen mitgespielt und war
Covergirl in Männerzeitschriften. Einmal hat sie sich vor versammelter Mann-
schaft im Stadion des Erstligaclubs Coritiba ausgezogen.
Früher gehörte Pitelli einem Duo an, sie nannten sich »Ronaldinhas« nach
ihrem Idol Ronaldinho Gaucho. Dreimal reiste sie ihm nach Europa nach, auch
bei seiner Abschiedsparty in Barcelona war sie dabei. Einmal habe sie ihn im
Hotel besucht, sagt sie, es sei aber nichts gelaufen. Sie habe ein Verhältnis mit
einem anderen Spieler, dessen Namen sie nicht nennen möchte, er sei näm-
lich verheiratet. Sie schüttelt ihren Blondschopf und lächelt. »Ich kenne keinen
Fußballspieler, der nicht mehrere Frauen hat.«
Bruno Fernandes, 25, Ex-Torwart von Flamengo, hatte mindestens vier.
Zwei, die Ex-Gattin und eine Geliebte, saßen neben ihm auf der Anklagebank
im Strafgericht von Contagem, einem Vorort seiner Heimatstadt Belo Horizon-
te.
Die Angeklagten sollen in das mysteriöse Verschwinden einer vierten Ge-
spielin verwickelt sein: Eliza Samudio, 25. Bruno habe die junge Frau ermorden
lassen; acht Mittäter aus seinem Umfeld seien beim Verstecken der Leiche be-
hilflich gewesen, behauptete die Staatsanwaltschaft. Die Angeklagten trugen ro-
te Sträflingskleidung, Bruno saß ganz außen. Er starrte auf den Boden.
Vor dem Gericht standen mehrere Übertragungswagen, Dutzende Fotogra-
fen und Reporter drängten sich am Eingang. Es war der Prozess des Jahres in
Brasilien, eine südamerikanische Version des Mordverfahrens gegen US-Foot-
ballstar O. J. Simpson. Als die Richterin für fünf Minuten Fotografen und Ka-
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