Travel Reference
In-Depth Information
ben gerettet, weil er ihn auf eine versteckte Erkrankung an der Wirbelsäule hin-
gewiesen habe, beteuert der Hals-Nasen-Ohren-Spezialist aus Zell am See.
João de Deus betont, dass er nicht gegen die traditionelle Medizin ist: »Wer
spirituell geheilt werden möchte, sollte gleichzeitig auch normale Ärzte auf-
suchen.« Aber wer nach Abadiania kommt, hat zumeist das Vertrauen in die
Schulmedizin verloren.
So wie die Kanadierin Galina Loza, 52. Vor drei Monaten wurde bei ihr
Schilddrüsenkrebs diagnostiziert, der Arzt riet zur Operation. Seit zwei Wochen
ist sie in Abadiania, ihre Tochter hatte von João de Deus gehört. Sie ist nicht
religiös, aber sie will den Wunderheiler testen: »Ich glaube an ihn.«
Dreimal hat João de Deus sie bislang behandelt, nach jeder »Operation«
musste sie 24 Stunden lang ausspannen. »Heilung ist Arbeit, es strengt an«,
sagt sie. Sex und scharfe Speisen sind an den Tagen nach der Operation verbo-
ten; viele Patienten berichten, dass sie sich nach der Behandlung wie gerädert
fühlten.
Sie habe für ihre Behandlung nichts bezahlt, versichert die Kanadierin. Schil-
der weisen in mehreren Sprachen darauf hin, dass die Behandlung kostenlos
ist. Doch so selbstlos, wie er vorgibt, ist der Wunderheiler nicht.
Der Deutsche Ralf Schäfer berichtet, Mitarbeiter von João de Deus hätten
seiner krebskranken Frau erst einen Quartzkristall für 900 Euro und anschlie-
ßend ein »Kristallbett« für 4800 Euro aufgeschwatzt: »Sie musste cash bezah-
len und erhielt keinen Beleg.« Die inzwischen verstorbene Frau war zweimal
in Brasilien. »João de Deus hatte ihr versprochen, sie zu heilen«, sagt Schäfer.
»Das war unverantwortlich.«
Als die Behandlung keine Wirkung zeigte, bat er den Wunderheiler via Mail
um Erklärung. »Er antwortete, dass meine Frau nicht wie versprochen ihren
Anteil an der Heilungsarbeit geleistet habe, er könne dann auch nichts tun. Mei-
ne Frau war daraufhin am Boden zerstört, sie machte sich Selbstvorwürfe«. Sie
starb wenige Monate später, ihr Körper saß voller Metastasen. Schäfer warnt
nun in einem Blog vor dem Geisterheiler.
Mir gegenüber rechtfertigt sich João de Deus: »Auch Gott heilt nicht alle
Kranken.« Für Behandlungen in Abadiania nimmt er tatsächlich kein Geld,
aber bei seinen Auftritten im Ausland müssen die Besucher Eintritt zahlen. In
Deutschland kostet ein Drei-Tages-Pass bis zu 338 Euro.
In der »Casa Dom Inácio« in Abadiania blüht das Geschäft mit Büchern,
DVDs und esoterischen Utensilien. Im Souvenirshop verkaufen Helfer »ge-
weihtes« Mineralwasser und Kristalle in allen Größen und Formen, sie stam-
Search WWH ::




Custom Search