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Über 30 Slums wurden in den vergangenen Jahren auf diese Weise befriedet,
darunter die durch den gleichnamigen Film berüchtigte »Cidade de Deus«, die
»Stadt Gottes«.
Natürlich lösen sich die Drogenhändler nicht in Luft auf. Viele finden Un-
terschlupf in den Favelas der Vororte. In Rios Westzone, in Niterói und in der
Baixada Fluminense, dem Bauch der Millionenstadt, ist die Kriminalität ange-
stiegen.
Drogengangs haben mittlerweile auch die Armenviertel in anderen brasilia-
nischen Städten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gefährlichsten Städte des
Landes liegen heute im Norden und Nordosten: Maceió, Belem, Salvador und
Fortaleza weisen höhere Mordraten auf als Rio oder São Paulo.
In Rio versucht die Drogenmafia, die befriedeten Favelas zurückzuerobern,
es kommt gelegentlich zu Angriffen auf die Polizeistationen. Wenn ein Dro-
genboss stirbt, zwingen seine Statthalter oft die Anwohner »ihrer« Favela, zur
»Trauer« Geschäfte und Schulen zu schließen. So demonstrieren sie, dass sie
immer noch über Einfluss verfügen.
Gleichzeitig bringen rechtsgerichtete paramilitärische Gruppen immer mehr
Armenviertel in ihre Gewalt. Ihnen gehören viele Polizisten, Soldaten und Feu-
erwehrleute an, vor allem im Westen der Stadt haben sie die Drogenhändler
aus vielen Elendsvierteln vertrieben. Etwa 100 Favelas von Rio sind heute in
der Hand der Milizen. Sie erpressen Schutzgelder von den Anwohnern, kontrol-
lieren den Verkauf von Gasflaschen und illegalem Kabelfernsehen, viele priva-
te Transportunternehmen sind ebenfalls in ihrer Hand. Sie verfügen über bes-
te Beziehungen in die Politik, mehrere Abgeordnete des Landesparlaments von
Rio sind mit den Milizen verbandelt.
Mord ist weiterhin die häufigste Todesursache unter Brasiliens Jugendli-
chen, 40 Prozent aller Opfer sind zwischen 15 und 25 Jahren alt.
Von Göttern, Entertainern und Wunderheilern - Brasiliens
Supermarkt der Religionen
Vor einigen Jahren kam meine Hausangestellte Neusa auf mich zu und sagte,
ihr Vater würde mich gern kennenlernen. Er könnte bei der Gelegenheit auch
mein Haus von bösen Geistern säubern.
Ihr leiblicher Vater war schon lange tot, also konnte es sich nur um ihren Pai
de Santo handeln, ihren »religiösen« Vater.
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