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sation von Rio. 10 000 Leute hausen in dem Slum, der Aufgang zu dem Hügel
liegt gleich hinter der Deutschen Schule. Vom Gipfel hat man einen prachtvol-
len Blick auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt: Christusstatue, Zuckerhut, die
Stadtviertel Copacabana und Ipanema.
12-jährige Soldaten der Drogenmafia in T-Shirts und Badelatschen kontrol-
lierten früher den Eingang zur Favela. Über ihren schmächtigen Schultern tru-
gen sie Kalaschnikows. Nur wenige Schritte von einer der Hauptverkehrsstra-
ßen der Südzone entfernt verkauften sie Kokain, Crack und Marihuana. Die Po-
lizei traute sich nur sporadisch in den Slum.
Im Jahr 2008 ordnete der Gouverneur die Besetzung der Favela an. Einige
hundert Polizisten stürmten den Slum - und blieben. Sie vertrieben die Dro-
genhändler und errichteten eine Revierwache auf dem Gipfel.
Sergeantin Pricilla wurde die Chefin von Santa Marta. 120 Polizisten unter-
stehen der energischen jungen Frau. Rund um die Uhr patrouillieren sie zu
Fuß durch die Gassen des Häusergewirrs. »Die Kriminalität ist gleich null«,
frohlockt José Mario Hilário, der Präsident der Anwohnervereinigung von San-
ta Marta.
Zusammen mit der Polizei schickte die Regierung ein Heer von Sozialarbei-
tern in den Slum. Die Elektrizitätsgesellschaft legalisierte die Stromversorgung,
die Wassergesellschaft verlegte eine neue Kanalisation, die Müllabfuhr kommt
heute selbst in die entlegenste Gasse. Als Clou ihres Befriedungsprogramms ließ
die Regierung eine Bergbahn errichten, die über fünf Stationen bis zum Gip-
fel führt. »Schritt für Schritt erobert der Staat die Favelas zurück«, sagt Sicher-
heitsminister Beltrame.
Insgesamt 40 strategisch wichtige Favelas will die Regierung bis zu den
Olympischen Spielen 2016 besetzen. Es ist ein gewagtes Spiel mit offenem Aus-
gang, doch bislang scheint die Strategie aufzugehen: Morde und Überfälle sind
drastisch zurückgegangen, die befriedeten Slums blühen auf, der Immobilien-
markt boomt.
Der Drogenhandel geht weiter, aber das hat die Regierung einkalkuliert:
Rauschgiftsucht sei ein gesellschaftliches Problem, dem mit polizeilichen Mit-
teln nicht beizukommen sei, sagt Beltrame. »Entscheidend ist, dass es uns ge-
lingt, die bewaffnete Herrschaft der Gangster über die Favelas zu brechen.« Die
Regierung kündigt die Besetzung der Elendsviertel vorher an, so will sie blutige
Kämpfe vermeiden.
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