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Die Edelsteine könnten Brasilien nach Meinung von Experten jährlich über
eine Milliarde US-Dollar einbringen. Bislang blüht der Schmuggel, denn die
Verfassung verbietet Bergbau in Indianerreservaten. Das Land gehört 1300 In-
dios vom Stamm der Cinta- Larga. Von dem Verbot lassen sich allerdings weder
Garimpeiros noch Indianer schrecken: Die Ureinwohner reißen selbst die Erde
auf der Suche nach Diamanten auf. Garimpeiros klauben monatlich Edelsteine
im Wert von 50 Millionen Dollar aus dem Urwaldboden, schätzt die Regierung.
Oft kommt es zu Schießereien und Massakern.
Präsidentin Rousseff will die Verfassung ändern und Bergbau in Indianerre-
servaten erlauben. Die Ureinwohner sollen an dem Gewinn teilhaben, doch wie
das aussehen soll, ist unklar. Bislang führt der Streit um den Reichtum unter
der Erde nur zu Mord und Totschlag.
Im Jahr 2004 ermordeten Krieger der Cinta-Larga mindestens 29 Garimpei-
ros, die in ihrem Reservat schürften, über hundert sind im Urwald verschol-
len. Die Regierung ließ das Reservat abriegeln, doch die aufgebrachten Män-
ner drohten mit Rache. Auf Anraten der Funai rief Präsident Lula den einzigen
Mann zur Hilfe, dem die Cinta-Larga vertrauten: Apoena Meirelles.
Der legendäre Waldläufer, einer der letzten Indianerexperten Brasiliens, hat-
te vor 35 Jahren erstmals Kontakt zu den Cinta-Larga aufgenommen. Er glaub-
te, dass die Indianer sich friedlich in die Welt der Weißen integrieren könnten.
Die Schuldigen für die Gewalt in der Region benannte er in einem Geheimpa-
pier für die Regierung: Holzhändler, Garimpeiros und die Diamantenmafia, die
sich das Indianerreservat aneignen wolle.
Wenige Tage bevor das Dokument bekannt wurde, kam der Indianerfreund
bei einem Raubüberfall ums Leben. Viele seiner Kollegen glauben an einen Auf-
tragsmord: Meirelles hatte sich mit mächtigen Interessengruppen des Bundes-
staats Rondônia angelegt. Für die Cinta-Larga kam das Verbrechen einem Va-
termord gleich.
»Apoena haben wir es zu verdanken, dass wir noch am Leben sind«, sagt
Piu-Naçoca, ein Kazike der Cinta-Larga. Er war neun und Waise, als Meirelles
ihn im Wald auflas. Seine Eltern waren an Masern gestorben, die von den Edel-
steinsuchern eingeschleppt worden waren. Wer nicht an Krankheiten zugrunde
ging, wurde ein Opfer der Gewalt: Die Eindringlinge ermordeten Indianer wie
Tiere. Innerhalb weniger Jahre war der Stamm von 5000 auf 1000 Indios zu-
sammengeschmolzen.
Indianerschützer Meirelles lehrte Piu-Naçoca: Wenn du überleben willst,
mußt du den Feind studieren. Der junge Häuptling lernte Portugiesisch, ver-
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