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Bischof erledigen!« Heute spielen sie den Konflikt herunter. Der Mordaufruf
sei »eine unglückliche Äußerung« gewesen, räumt Vilmar José Soares ein, ein
Sprecher des Verbands der Geschäftsleute von Altamira.
Einschüchtern lässt sich Kräutler sowieso nicht, auch wenn er auf direkten
Konfliktkurs zur Regierung geht. Kräutler: »Als ich nach Altamira kam, war das
hier ein Paradies. Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie es unter Wasser ver-
sinkt.«
Zwei Jahre verbleiben ihm bis zum Ruhestand, die will er nutzen, um gegen
Belo Monte zu kämpfen. Und dann? »Aus Österreich kommen kaum noch
Priester«, sagt Kräutler. Der Kirche im Amazonasgebiet fehlt Nachwuchs, die
Einheimischen ziehen bequemere Posten vor. 26 Padres hat Kräutler für seine
800 Gemeinden, es müssten zehnmal so viele sein.
»Heute achten die Ausbilder vor allem darauf, dass die Nachwuchspriester
schön das Hallelujah singen«, klagt Padre Amaro de Souza, 40, ein Mitstreiter
der ermordeten Dorothy Stang. Er führt die Arbeit der Nonne in Anapu weiter.
Mit ihrem weißen VW Käfer, der jetzt »Doroteia« heißt, besucht er die Weiler
der Landlosen im Urwald.
Nach dem Mord hatte die Regierung Militär geschickt, aber nach einigen Mo-
naten wurden die Soldaten abgezogen. Für seinen Schutz hat Padre Amaro drei
kalbsgroße Hunde der Rasse »Fila Brasileira« angeschafft, die ihn auf Schritt
und Tritt begleiten. Jüngst wollte die Kirche ihn nach Ost-Timor versetzen, das
hat er abgelehnt.
»Aber wer hält mir den Rücken frei, wenn Dom Erwin im Ruhestand ist?«
fragt er sorgenvoll.
Zwischen Urwald und Konsumgesellschaft - die Crux der
brasilianischen Indianer
Seine Füße steckten in Gummilatschen, den hageren Körper umschlotterten ei-
ne grüne Jacke und Bermudashorts, die Glatze hatte er mit einem zerschlisse-
nen Safarihut bedeckt. Sein Bart vibrierte, die Augen strahlten: So sah für die
Korubo-Indianer das Gesicht der Zivilisation aus - Sydney Possuelo, heute 73.
Ein Gesicht voller Erwartung war es, voller Spannung aber auch. Possuelo
war Leiter der »Abteilung für isolierte Indianerstämme« der brasilianischen
Indianer-Schutzbehörde Funai. Eine Woche war ich mit ihm im Regenwald un-
terwegs, im Tal des Javarí, im Südwesten des Bundesstaates Amazonas, unweit
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