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Archäologische Funde:
Kunst und Lebensweise der Aborigines
Vor der Ankunft der Briten 1788 lebten seit
mindestens 20.000 Jahren verschiedene
Völker in der Region Sydney. Eine solch
lange Besiedlung hinterlässt Spuren. Eine
Besonderheit der eher sesshaften Bewoh-
ner der fruchtbaren Ostküste des Konti-
nents sind die Shell Middens (Muschel-
halden), die aus Muschelüberresten, Fisch-
gräten, Tierknochen und alten weggewor-
fenen Werkzeugen aus Stein, Muschel oder
Knochen bestehen. Es sind quasi die Müll-
halden der Urbevölkerung. Diese archäolo-
gisch wertvollen Fundstellen geben Auf-
schluss über die Lebensweise vor Ankunft
der Briten. Die ersten Siedler Sydneys
entdeckten die Muschelhalden als Quelle
für Kalk, den man dringend zur Herstellung
von Mörtel beim Bauen benötigte, denn
Kalkgestein war in der Gegend nicht zu
finden.
Aufschluss über das Leben und die mys-
tische Welt der Aborigines geben auch die
Felsmalereien, die man an Höhleneingän-
gen oder unter überhängenden Felsen
rund um Sydney findet. Dargestellt sind
meist Menschen, einheimische Tiere, ihre
Spuren, ganze Jagdszenen sowie Corrobo-
rees - Zusammenkünfte von verschiede-
nen Volksstämmen. In den Bildern werden
Geschichten erzählt, die vom spirituellen
Glauben an die „Traumzeit“ handeln - die
Schöpfungsgeschichte der Aborigines. Ge-
malt wurde mit rotem und gelbem Ocker,
weißem Pfeifenton, Gips und Kohle. Die
„Pinsel“ waren angekaute, faserige Zweige
oder einfach die Finger. Rund um Sydney
war auch die „Schablonentechnik“ sehr be-
liebt, wobei ein Objekt wie eine Hand, ein
Tierfuß oder ein Bumerang vor den Fels ge-
halten und dann feuchte Farbe mit dem
Mund rund um das Objekt geblasen wur-
de, bis ein Schattenriss entstand.
Es gibt verschiedene Arten von Felsgra-
vierungen im weichen, leicht zu bearbei-
tenden Sandstein. Manche sind bildhaft
und bedienen sich derselben Symbolik wie
die Felsmalereien, andere sind lediglich
Spuren: Furchen, die durch das Schärfen
und Abwetzen von Speerspitzen und ande-
ren Werkzeugen hervorgerufen wurden.
Was einst in den Sand gemalt und spä-
ter vom Wind zerstört wurde, wird seit den
1970er Jahren vor allem von den Aborigi-
nes aus Northern Territory und von den
Torres Strait Islandern auf Leinwand und
paperbark (Kajeputbaum-Rinde) dauerhaft
gebannt. Hier gibt es verschiedene charak-
teristische Maltechniken. Eine davon ist die
„X-Ray“-Tradition (Röntgen-Look), wobei
insbesondere Tiere und Menschen so dar-
gestellt werden, dass man ihre Knochen
oder Gräten und inneren Organe sieht.
Dieser Stil wurde ab ca. 2000 v. Chr. von
den Aborigines aus dem Arnhem Land im
Norden von Northern Territory verwendet.
Eine recht neue Ausdrucksform sind Mi-
mih-Spirit-Scupltures, aus Holz geschnitz-
te Skulpturen von Mimih-Geistern, die für
die Aborigines im Norden Australiens spiri-
tuelle Bedeutung haben. Doch am bekann-
testen ist sicherlich die Punktmalerei, bei
der Motive nicht mit Pinselstrichen, son-
dern durch viele nebeneinandergesetzte
Punkte gemalt werden.
Die Symbolik der Bilder ist für uneinge-
weihte Betrachter nicht gerade leicht zu
entschlüsseln. Es gibt viele immer wieder-
kehrende Elemente, die von allen australi-
schen Völkern gleichermaßen verwendet
werden.
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