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Bushrangers - die historischen Antihelden
Outlaws oder Vogelfreie, so könnte man
den Begriff Bushranger übersetzen. In der
Kolonialzeit waren die Bushrangers für ihre
brutalen Taten berühmt-berüchtigt, wobei
sie oft zunächst dem langen Arm des Ge-
setzes entrannen aber am Ende meist am
Galgen endeten.
Der erste von ihnen war Black Caesar,
der aus dem Gefängnis ausbrach und Rei-
sende überfiel. Er wurde geschnappt, er-
schossen und ging als erster Bushranger in
die australische Geschichte ein. Ihm folgten
viele andere, die die Bevölkerung um so
manches Hab und Gut erleichterten und
den Menschen auch oft das Kostbarste
stahlen: ihr Leben.
Umso verwunderlicher scheint es, dass
viele von ihnen als Nationalhelden gefeiert
werden. Zu Lebzeiten waren sie Legenden,
die in den Volksliedern besungen wurden.
Man bewunderte sie einfach deshalb, weil
sie sich nicht vor der Willkür der Obrigkeit
verbeugten. Das hängt wohl damit zusam-
men, dass die ersten Einwanderer als Straf-
gefangene nach Australien kamen, oft auf-
grund solch harmloser Vergehen, wie ein
Pferd zu stehlen. Auch den freien Siedlern
war es in Großbritannien kaum besser er-
gangen, denn sie konnten es in der festge-
fahrenen Klassengesellschaft zu nichts brin-
gen. So haben sie alle eine gute Portion
Abneigung gegen die Obrigkeit und die
reiche Oberschicht gemein.
Bei Captain Moonlight fing alles mit ei-
ner mehr oder weniger harmlosen Scheck-
fälschung an. Andrew George Scott wurde
1870 dem Gericht der Wasserpolizei in Cir-
cular Quay (heute das Police and Justice
Museum) vorgeführt und zu 18 Monaten
Zwangsarbeit im Maitland-Gefängnis ver-
urteilt. Mittellos und verzweifelt raubte er
nach seiner Freilassung eine Bank aus. Er
nannte sich fortan Captain Moonlight, über-
fiel mit einer Gang systematisch mehr und
mehr Menschen und versetzte die Gegend
in Angst und Schrecken. Nachdem er 1879
einen Polizisten erschossen hatte, wurde er
zur Strecke gebracht und schließlich im Ge-
fängnis von Darlinghurst gehängt.
Selbst ernannt zu Captain Thunderbolt,
kann sich Frederick Ward mit einer ganzen
Kette von Raubzügen zwischen Hunter Val-
ley und Queensland rühmen, bis er letzt-
endlich von einem Polizisten bei einer Ver-
folgung erschossen wurde. 1867 wurden
die Clarke Brothers zur großen Erleichte-
rung der Bevölkerung vor einer Menschen-
menge am Darlinghurst-Gefängnis ge-
hängt. Die beiden gelten als die verwegens-
ten und rücksichtslosesten Bushrangers in
der australischen Geschichte, die auch
nicht vor Frauen Halt machten. Ihre Spezia-
lität war es, Postkutschen auszurauben.
Heroisiert als eine Art Robin Hood wur-
de John Donahue, alias Bold Jack Do-
nahue, vor allem von Frauen, die er galant
behandelte. Er gehörte zu den Banditen,
die die Old Great North Road in Richtung
Hunter Valley zu einer gefährlichen Straße
machten, denn hier raubte er die Reichen
einschließlich ihrer Kleidung aus, weswe-
gen er auch lange den Beinamen The Strip-
per hatte. 1830 endete sein Raubzug mit ei-
ner Kugel im Kopf und er lebte als Legende
in einem Volkslied weiter, bis dieses von
den Behörden verboten wurde.
Endlos ist die Liste der Namen weiterer
Bushrangers, aber der mit Abstand be-
rühmteste unter ihnen war Ned Kelly mit
seiner selbst gebastelten Metallrüstung.
Verehrt und heroisiert als Nationalheld,
weil er wegen der sozialen Missstände im
Australien des 19. Jh. zum Banditen und
Mörder wurde und sich gegen die geldgie-
rige und erpresserische Polizei wandte,
fand er dennoch 1880 sein trauriges Ende
am Galgen in Melbourne. Seine Geschich-
te kann man in dem preisgekrönten Roman
des australischen Autors Peter Carey nach-
lesen: „Die wahre Geschichte von Ned Kel-
ly und seiner Gang“ (Englisch: True History
of the Kelly Gang). Gregor Jordan verfilmte
die Geschichte des Bushrangers 2003 mit
Heath Ledger als „Ned Kelly“.
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