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impressionistischen Malstil als Austra-
liens Van Gogh bekannt.
Ganz anders zeigte sich der Ansatz
des gerade emigrierten Briten
Charles
Meere,
der zu Anfang der 1940er Jah-
re erfolgreich für den „Sydney Mor-
ning Herald“ arbeitete. Er fing gekonnt
plakativ den Kult um die aufblühende
Beach-Kultur in Sydney ein. In die glei-
che Richtung ging der Sydneysider Fo-
tograf
Max Dupain,
der seinen deko-
rativ-ästhetischen Stil auf Fotopapier
bannte und auch für seine Portraits
von australischen Persönlichkeiten be-
kannt wurde.
Der australische Kunstkritiker
Chris-
topher Allen
beschreibt in seinem
Buch „Art of Australia from Coloniza-
tion to Postmodernism“ (Thames and
Hudson Ltd. 1997), wie alle modernen
Stilrichtungen aus Europa zwar mit
zeitlicher Verzögerung auch in Austra-
lien umgesetzt wurden, jedoch erfolg-
te dies immer „sinnentleert“. Australi-
sche Künstler und Betrachter der Zeit
kannten die Inhalte der modernen
Kunstströmungen nicht, sie bedienten
sich folglich einfach der Stile innerhalb
der Grenzen australischer Akzeptanz,
und die war nicht allzu weit gesteckt.
Zwischen den Weltkriegen besann
man sich besonders in der Kunstsze-
ne Sydneys auf einen
Post-Impressio-
nismus,
bei dem mit Farbharmonien
experimentiert wurde, angewendet
auf klassische Themen wie Land-
schaft, Stadtansicht und Stillleben.
Vertreter waren der progressive
Roy
de Maistre,
dessen Werke sehr vom
Kubismus beeinflusst waren, und
Ro-
land Wakelin
sowie erstmals auch
viele Frauen:
Grace Cossington
Smith
mit den berühmten Ansichten
vom Entstehungsprozess der Sydney
Harbour Bridge,
Margaret Preston
mit ihrer Fülle von Stillleben der austra-
lischen Flora und
Thea Proctor,
die
besonders die plakativen Elemente
des Art nouveau und Art déco in ihren
Grafiken einsetzte.
Allen Kontroversen zum Trotz wurde
die
Australian Academy of Art
gegrün-
det, die die Moderne ausschließen
wollte, um die alten Werte der
Heidel-
berg School
zu fördern. So begann ei-
ne Zeit rivalisierender Künstlervereini-
gungen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Zu Zeiten, in denen man die Wun-
den der Weltwirtschaftskrise und der
Weltkriege leckte, kamen nun mehr
politische Inhalte in die Kunst. Es ent-
stand nach dem Zweiten Weltkrieg
die Strömung der
Angry Penguins,
so
genannt nach der gleichnamigen
Kunst- und Literaturzeitschrift, die von
Max Harris
in Adelaide gegründet wor-
den war und dann zusammen mit
John
Reed
in Melbourne weiter publiziert
wurde
.
Die neue Avantgarde bediente
sich des
Expressionismus
und
Surrea-
lismus
für ihre politischen Inhalte. Die
bekanntesten Vertreter waren
Albert
Tucker, John Perceval
und
Sidney No-
lan,
der besonders durch seine Dar-
stellung von historischen Figuren wie
dem Bushranger
Ned Kelly
bekannt
wurde. Im „Sydney Morning Herald“
verriss man insbesondere die abstrak-
te expressionistische Kunstströmung
aus Melbourne.