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2008 geschah so etwas wie ein Wunder.
Man schaute aus dem Fenster und der
Himmel war an einigen Tagen tiefblau.
Und nicht nur das: Man konnte sowohl
die etwas weiter entfernten Hochhäu-
ser sehen als auch klar und ungetrübt
die fernen Westberge. Milliarden in
den Umweltschutz gesteckte Ren-
minbi, Zwangspausen für die Industrie
und restriktive Fahrverbote hatten,
Olympia sei Dank, den Luftverschmut-
zungsindex auf unter 100 (›gut‹) sinken
lassen. Auch wenn diese Erfolge tem-
porärer Natur waren, haben sie doch
die öffentliche Wahrnehmung verän-
dert: Viele Beijinger fragen sich laut,
warum sie nicht öfter wieder einen
blauen Himmel haben können, und das
allein ist schon ein kleiner Fortschritt.
besserung der Luftqualität nur mit
drastischen und teuren Maßnahmen
zu realisieren war und damit keine
langfristige Lösung sein kann. Aber
wenigstens gibt es jetzt ernsthafte An-
sätze, das Umweltproblem in den Griff
zu bekommen. Zentrale Bereiche sind
zunächst die Abwasseraufbereitung,
Abfallbehandlung, die Umsiedlung
emissionsintensiver Industrien, der
Ausbau des öffentlichen Personennah-
verkehrs und die Steigerung der Ener-
gieeffizienz, um nur einige zu nennen.
Einzelne Maßnahmen sind bereits er-
folgreich. So konnten die ökologischen
Bedingungen im Einzugsgebiet der
Flüsse in der Gebirgsgegend verbessert
werden und damit die Bodenerosion
auf einer Fläche von über 4200 km 2 ge-
stoppt werden. Ebenso wurden in
zahlreichen Vororten Beijings mehr als
930 ha Fläche aufgeforstet. Auch die
Ackerflächen konnten - trotz des Land
verschlingenden Baubooms - um mehr
als 355 ha ausgeweitet werden.
Viele der Maßnahmen erscheinen
noch als Tropfen auf den heißen Stein.
Allerdings, solange unglaublich viel
Geld nach China und damit auch in die
Hauptstadt fließt, wird der Bauboom
mit seinen gewaltigen Staubmengen
anhalten und es wird in Firmen inves-
tiert, die, weil sie Umweltauflagen
nicht einhalten, profitabler sind als die
sauberen, aber teuren Industrien.
Umweltbewegungen
Chinas Regierung ist sich klar darüber,
dass die Umweltsituation mehr als ernst
ist und dass die Umweltschäden schon
bald das Wirtschaftswachstum auffres-
sen könnten, wenn sie keine weitrei-
chenden Maßnahmen ergreift. Daher
ist die aufkeimende chinesische Um-
weltbewegung mit ihren Bürgerinitiati-
ven und Nichtregierungsorganisatio-
nen in den letzten Jahren vom Umwelt-
ministerium SEPA und der staatlichen
Forstbehörde SFA stark gefördert wor-
den. Doch sie kämpft gegen Industrie-
und Wirtschaftsinteressen, und so wer-
den viele von den Umweltorganisatio-
nen und -behörden in Angriff genom-
mene Maßnahmen von einflussreiche-
ren Einrichtungen wieder ausgehebelt.
Weitere Infos
Die britische Journalistin Isabel
Hilton hat 2006 das Diskussions-
forum www.chinadialogue.net ins
Leben gerufen. Auf Englisch und
Chinesisch kann man sich hier
umfassend und vor allem aktuell
über umweltpolitische Themen,
die China betreffen, informieren.
Kleine Erfolge
Das Umweltexperiment während der
Olympiade hat gezeigt, dass eine Ver-
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