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monie in der menschlichen Ordnung
führt z. B. zu Naturkatastrophen.
Dieses Weltverständnis verlieh der
chinesischen Religiosität ihren spezifi-
schen Charakter. Da die Vorstellung
eines Gottes außerhalb der Welt oder
Natur, der das Universum erschuf und
kontrolliert und die Verehrung der
Menschen erfordert, fehlte, entwi-
ckelte sich die westliche Form der Reli-
gion nicht.
Aus diesem Grund hat auch die heutige
Regierung Vereinigungen wie die Fa-
lungong so scharf im Visier.
Die Harmonie der
Konfuzianer
500 Jahre Krieg und Selbstzerflei-
schung hatte China zwischen dem 8.
und 3. Jh. v. Chr. hinter sich und so
wollten die Konfuzianer die im Mikro-
und Makrokosmos angelegte Harmo-
nie ein für alle Mal erhalten. Zu errei-
chen war das ihrer Meinung nach
durch hierarchiegerechte Verhaltens-
weisen. Da die menschliche Ordnung
von der kosmischen nicht unterschie-
den war, sahen es die Konfuzianer als
ihre zentrale Aufgabe an, durch die
genaue Befolgung von Ritualen die
Harmonie nicht in Unordnung zu brin-
gen. Im Gegensatz zu den Daoisten
waren sie der Meinung, dass auf eine
Zeit der Ordnung nicht Chaos folgen
musste, wenn man sich nur an die Ri-
tuale hielt. Mit der Etablierung des
Konfuzianismus als Staatsideologie
wurde der Aufrechterhaltung der Har-
monie im alten China alles unterge-
ordnet: Architektur, Malerei, Musik,
Landschaftsgestaltung usw. Sie alle
sollten stets die universelle Ordnung
abbilden. Nicht von ungefähr empfin-
den die meisten westlichen Besucher
daher eine gewisse Eintönigkeit, was
diese gestalterischen Bereiche angeht.
Dieses Harmoniestreben hat sich bis in
die heutige Zeit erhalten. Der gesamte
gesellschaftliche Bezugsrahmen ist da-
rauf ausgerichtet, immer wieder von
Neuem Harmonie herzustellen und zu
beschwören - und sei es mit Gewalt.
Ordnung ist in China nicht die Folge
einer konsequenten Anwendung von
Gesetzen, sondern von hierarchie-
gerechten Verhaltensweisen.
Wie Daoisten ›nicht
handeln‹
Um die Ordnung des Kosmos nicht zu
stören, postulierten die Daoisten das
Nicht-Handeln (wuwei), d. h. ein Han-
deln, das nicht gegen den natürlichen
Lauf der Dinge gerichtet sein darf, um
die Harmonie zu erhalten. Sie akzep-
tierten den durch yin und yang vorge-
gebenen rhythmischen Wandel und
mit ihm das immer wieder über die Ge-
sellschaft hereinbrechende Chaos als
unabänderlichen Lauf der Dinge. Einer
Zeit der Ordnung folgt zwangsläufig
eine Zeit der Unordnung, die sich durch
Katastrophen ankündigt. Entspre-
chend waren die Daoisten der Ansicht,
dass auch das Mandat des Himmels,
also die Berechtigung zu herrschen, pe-
riodisch von einer Herrscherfamilie auf
die nächste übergehen müsse. Aus die-
sem Verständnis heraus bildeten sich im
Daoismus immer wieder Geheimgesell-
schaften, die zu berechnen versuchten,
wann es zu Katastrophen und Macht-
wechseln kommen würde. Indem sie
dann schließlich über gesteuerte Volks-
aufstände den Wechsel herbeizufüh-
ren suchten, handelten sie nach eige-
nem Verständnis nicht gegen den na-
türlichen Lauf der Dinge, sondern
gerade mit ihm und exerzierten da-
durch Nicht-Handeln par excellence.
 
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