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Schon lange hatte Japan ein Auge auf
die Mandschurei geworfen. Bereits
1894 hatte es China in den Chinesisch-
Japanischen Krieg verwickelt und u. a.
die Halbinsel Liaodong und Taiwan an-
nektiert. 1931 besetzten japanische
Truppen die Mandschurei und erklärten
sie ein Jahr später ›auf Bitte Tausender
Demonstranten hin‹ zu einem eigenen
Staat Manzhouguo (Mandschukuo),
mit dem abgesetzten letzten Kaiser der
Qing-Dynastie, Pu Yi, als Marionette an
der Spitze. Von nun an warf Japan ein
Auge auf den Rest Chinas.
stadt errichtet hatten, wuchs der Ver-
kehr so stark, dass die Behelfsbrücken
über den damals noch Lugou genann-
ten Fluss nicht mehr ausreichten. Zu-
dem wurden die Holzbrücken von den
Fluten oft zerstört. 1189 wurde des-
halb mit dem Bau des neuen Über-
gangs begonnen und vier Jahre später
war dieses Meisterwerk der Brücken-
baukunst fertig.
Die Brücke ist 266 m lang, 8 m breit
und wird von elf Bogen getragen. Ihre
beiden Geländer bestehen aus je 140
mit Marmorplatten verbundenen Säu-
len. Auf jeder Säule sitzen/stehen indi-
viduell gestaltete Löwenskulpturen,
insgesamt 485 an der Zahl: Wer genau
hinschaut, wird entdecken, dass auf
den Körpern der großen Löwen jeweils
noch kleinere eingemeißelt sind. Die
tragenden Pfeiler der Brücke sind so
konstruiert, dass mit ihrer Hilfe die in
früheren Jahrhunderten oft reißenden
Strömungen entschärft werden konn-
ten. Jeder Pfeiler endet oben mit einer
dreieckigen Eisenspitze, die einer Le-
gende nach die Drachen, die Beijing
bereits zur Gründungszeit bedrohten,
aufspießten, sofern sie sich den Fluss
hinunterwagten. Trotz dieser meister-
lichen Fertigung wurde die Brücke in
den Jahren 1444 und 1689 teilweise
von den Fluten zerstört, indes jedes
Mal wieder aufgebaut. 1689 erhielt
der Fluss auch seinen neuen Namen
Yongding He (Fluss der Immerwähren-
den Beständigkeit), doch im Volks-
mund hieß er weiterhin pessimistisch
Wuding He (Unbeständiger Fluss).
Unter dem Qianlong-Kaiser avan-
cierte die Brücke 1751 zu einer der so-
genannten Acht Sehenswürdigkeiten
von Yanjing und erhielt den schönen
Titel »Der Mondschein vor Tagesan-
bruch über der Lugou-Brücke«.
Im modernen China ist das Bauwerk
trotz seiner bewegten Vergangenheit
Wo alles begann
Am 7. Juli 1937 inszenierten japanische
Truppen während eines Manövers den
berühmten ›Zwischenfall an der Marco-
Polo-Brücke‹, indem sie ein Feuer-
gefecht mit chinesischen Soldaten pro-
vozierten. Dies war der eigentliche Be-
ginn des Chinesisch-Japanischen Krie-
ges, in dessen Verlauf Japan weite Tei-
le Chinas eroberte. Aber schon lange
vor diesem Tag hatte die berüchtigte
japanische Guandong-Armee, die als
harmloses ›Dienstleistungsunterneh-
men‹ zum Schutz japanischer Indus-
trien in der Mandschurei getarnt war,
regelmäßig Militäraktionen vom Zaun
gebrochen, die sie als ›Zwischenfälle‹
zu verharmlosen pflegte und die für
die Zukunft nichts Gutes ahnen ließen.
›Marco Polos Brücke‹
Die Geschichte der Marco-Polo-Brücke
(Lugou Qiao ) reicht weit zu-
rück. Gleich östlich von Wanping, hin-
ter dem Stadttor, überspannt sie an ei-
ner einstmals strategisch wichtigen
Stelle scheinbar unverwüstlich den
Yongding-Fluss. Sie bildete in früheren
Jahrhunderten den einzigen südlichen
Zugang zur Stadt. Nachdem die Kaiser
der Jin-Dynastie (1115-1234) im heuti-
gen Südwesten Beijings ihre Haupt-
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