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altar und dem Altar für den Gott der
Landwirtschaft errichtet. Einmal im
Jahr zur Frühlings-Tagundnachtgleiche
opferte der Kaiser hier der Sonne. Der
Sonnenaltar bildet noch immer das
Zentrum des herrlichen Ritan-Parks,
der von der Bevölkerung so intensiv ge-
nutzt wird wie kaum eine andere Grün-
fläche der Stadt. Ab 6 Uhr versammeln
sich hier die Menschen, um taiji zu
üben, zu tanzen oder anderen Aktivi-
täten nachzugehen. Abends erhält der
Park seinen besonderen Reiz durch die
bunt beleuchteten Restaurants in den
alten Palastgebäuden der Anlage
(s. auch Lieblingsort S. 216).
ren im Tempel zu sehen sind. Bei der
Hauptgottheit handelt es sich um den
Großen König des Ostbergs, den Gott
des heiligen Berges Tai Shan in der Pro-
vinz Shandong. Zu ihm pilgerten viele
der chinesischen Kaiser, um durch die
Darbringung eines Opfers ihre Macht
zu legitimieren.
Die wichtigen Hallen liegen wie üb-
lich auf der zentralen Achse, die hier
durch einen erhöhten Ehrenweg mar-
kiert ist. Im vorderen Hof rechts wird
zwei Göttern des Reichtums geopfert,
Bi Gan, dem zivilen Gott des Reichtums,
und Zhao Gongming, seinem militäri-
schen Kollegen. Die Sitte, einen zivilen
und einen militärischen Gott nebenei-
nander zu stellen, geht bereits auf die
Qin-Dynastie (221-206 v. Chr.) zurück.
Damals ließ der erste Kaiser von China,
Qin Shihuangdi, die neu geschaffenen
Provinzen von je einem militärischen
und zivilen Gouverneur verwalten.
Der Tempel besticht vor allem durch
seinen außergewöhnlichen Haupthof.
Er wird von 72 Kammern umgeben, in
denen die ›Abteilungen‹ für die ver-
schiedensten Geisterwesen, die es ab-
zuwehren gilt, untergebracht sind. Die
fantasievoll gestalteten Figuren ver-
mitteln einen höchst lebendigen Ein-
druck vom traditionellen chinesischen
Volksglauben.
Die zweistöckigen Räumlichkeiten
im hinteren Bereich des Tempels die-
nen seit 1995 als Museum für Folklore.
So befindet sich hier beispielsweise ein
Raum für die daoistischen Götter des
Geburtszyklus. Ein solcher Zyklus er-
streckt sich über 60 Jahre und entsteht
durch die Kombination der zwölf chi-
nesischen Tierkreiszeichen einerseits
mit den Fünf Elementen (Wasser,
Feuer, Erde, Holz, Metall) andererseits.
Der Gläubige kann den Gott seines
Jahrgangs suchen, ihm opfern oder
ihm gegen eine Spende einen Schal
umhängen.
Tempel des Ostbergs
(Dongyue Miao )
141 Chaoyangmenwai Dajie
, U 2 Chaoyangmen, tgl. 8.30-
16.30 Uhr, 10 ¥
Zhang Liusun (1248-1321), ein Nach-
fahre von Zhang Daoling (vermutlich
34-156), dem Gründer des Zhengyi-
Daoismus (Schule der Orthodoxen Ein-
heit), und dessen erster Himmelsmeis-
ter, sammelte Geld und ließ davon ab
1319 diesen farbenprächtigen daoisti-
schen Tempel errichten. Der Kaiser ver-
lieh ihm im Gegenzug den Titel des
Himmelsmeisters und Oberhaupts des
Zhengyi-Daoismus. Die Fertigstellung
1323 erlebte Zhang allerdings nicht
mehr.
Ein aufwendiger Gedenkbogen auf
der gegenüberliegenden Straßenseite
zeigt den Zugang zu diesem faszinie-
rendsten daoistischen Heiligtum der
Stadt an, das aus drei Höfen - einem
zentralen, einem westlichen und
einem östlichen Hof - besteht. Ur-
sprünglich wurde der Tempel für die
Götter der Gesetzeserzwingung er-
baut. Dabei handelte es sich um ver-
diente Generäle, die nach ihrem Ab-
leben in den Götterstand erhoben
wurden und in Form zahlreicher Figu-
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