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1949 vermochte das Heiligtum dann an
seine frühere gesamtchinesische Be-
deutung anzuknüpfen und ist seit
1957 Sitz der Chinesischen Daoisti-
schen Gesellschaft. Glück im Unglück
für die weitläufige Anlage: Sie über-
stand die Kulturrevolution wohl
hauptsächlich deshalb, weil eine Ar-
mee-Einheit innerhalb ihrer Mauern
untergebracht war. Seit 1982 aber wer-
den hier wieder Mönche ausgebildet.
1991 kam ein Chinesisches Daoisti-
sches Institut hinzu, das seine Schüler
in vier Jahren auf Universitätsniveau
ausbildet und ein vom Staat anerkann-
tes Diplom vergibt.
Während des Frühlingsfests findet
hier ein großer Tempelmarkt (s. S. 49)
mit allerlei Kunsthandwerksprodukten
und zahlreichen kulturellen Veranstal-
tungen statt.
Man betritt die 10 000 m 2 große An-
lage von der Straße her durch ein auf-
wendig gestaltetes Eingangstor und
hat anschließend fünf Haupthallen vor
sich, die sich entlang einer zentralen
Nord-Süd-Achse aufreihen. Sie werden
östlich und westlich von weiteren Ge-
bäuden flankiert.
In der ersten Halle, der Lingguan
Dian , wachen die Beamten des
Himmlischen Zensorats darüber, dass
kein Unwürdiger den Tempel betritt;
sie entsprechen damit den Himmelskö-
nigen in buddhistischen Tempeln. Da-
hinter liegt die Halle des Jadekaisers
(Yuhuang Dian ), der höchsten
Gottheit im daoistischen Pantheon. Ihr
folgt die Halle des Alten Weges (Laolü
Tang ), gewidmet den soge-
nannten Sieben Weisen, die sich ›ver-
vollkommnet‹ haben. Sie sollen maß-
geblich an der Gründung der Quan-
zhen-Schule, der Schule des Weges der
Verwirklichung der Wahrheit, mitge-
wirkt und sieben Strömungen dieser
Schule geprägt haben. Einer von ihnen
ist Qui Chuji. Ihm ist die vierte Halle
gewidmet. Eine kleine Besonderheit
entdeckt man im Hof links neben die-
ser Halle. Dort steht eine Eselsskulptur,
der man heilende Kräfte nachsagt: Er-
zählt man dem Grautier sein Leiden
oder berührt es an der Stelle der eige-
nen Schmerzen, soll die Krankheit ver-
schwinden. Anknüpfend an die Le-
gende um diesen Wunderesel werden
zum jährlichen Tempelmarkt Eselsritte
um die Anlage angeboten. Unge-
wöhnlich ist die fünfte Halle, da sie
zwei Geschosse aufweist. Unten ist sie
den Vier Himmelskaisern gewidmet
und oben den Drei Reinen, der höchs-
ten göttlichen Trinität im Daoismus.
Eine Besonderheit findet sich im Hof
linker Hand mit der Halle der 60-Jah-
reszyklus-Gottheiten (Yuanchen Dian
). Auf einer Tafel am Eingang
sucht man sein Geburtsjahr und er-
fährt so, wo die für einen selbst zu-
ständige Gottheit in der Halle steht.
Die einmalige Chance für eine direkte
Zwiesprache!
Yunqishi Beyond Garden
(Yunqishi Zhenbao Huayuan
)
6 Baiyun Lu , www.yunqishi.
com.cn, Di-So 9-19 Uhr, U 1 Muxidi,
Eintritt frei
Schon im alten China hingen Kommerz
und Religion oft zusammen und vor
den Tempeln gab es stets lebhafte
Märkte. Vor dem Tempel der Weißen
Wolke ist das nicht anders und so brei-
ten sich davor und nebenan entspre-
chend neue, schicke Einkaufszentren
und Galerien aus. Interessant ist der
Galeriekomplex Beyond Garden mit
zahlreichen Galerien auf mehreren
Ebenen. Noch wirkt alles etwas verlo-
ren und vermutlich ist das ein Versuch,
die Kunst nicht nur dem Stadtteil
Chaoyang zu überlassen. Doch zumin-
dest eine Stippvisite nach dem Tempel-
besuch lohnt.
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