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Ein Viertel der Kontraste
Drei Hintere Seen -
Shichahai
In den beschaulichen hutong der West-
stadt (Xicheng) versteckten sich die ex-
quisiten ehemaligen Residenzen hoher
Mandarine und Prinzen. Doch auch
Künstler und Feingeister zog es in die
friedvollen siheyuan, die sich hinter
unscheinbaren Mauern verbergen. Xi-
cheng ist nie die große Show nach au-
ßen, sondern ein Stadtteil für den All-
tag gewesen. Hier lebt und arbeitet
man, kauft ein und ist fern der Besu-
chermassen unter sich. Selbst viele
großartige Sehenswürdigkeiten dieses
Stadtteils liegen abseits der Touristen-
ströme und so konnte sich eine feine
Szene mit gemütlichen Cafés, exquisi-
ten Restaurants und schmucken Tee-
häusern entwickeln.
Seit einigen Jahren gibt sich dieser
Stadtteil allerdings auch ein überaus
modernes Gesicht. Der Südwesten Xi-
chengs ist zu einem wichtigen Finanz-
zentrum - es soll zusammen mit Hong-
kong und Shanghai eine mächtige Fi-
nanzachse bilden - ausgebaut worden.
Dass die mächtigen Geldinstitute hier
angesiedelt wurden, verdanken sie der
Geomantik. Traditionell bildeten der
Platz des Himmlischen Friedens und
der Kaiserpalast die natürliche Stadt-
mitte. Mit dem immer schnelleren Aus-
bau des Central Business District (CBD)
verschob sich das ›gefühlte‹ Zentrum
aber mehr und mehr in Richtung Osten
und damit weg von der ursprünglichen
Stadt. Nach den klassischen fengshui -
Regeln drohte Beijing damit ein Un-
gleichgewicht. Die Schaffung des mo-
dernen Finanzdistrikts im Westen
sollte das Gleichgewicht und das na-
türliche Zentrum wiederherstellen. Ein
Glück für das fengshui Xichengs ist
auch der Beihai-Park mit seinen Tem-
peln, kaiserlichen Gebäuden und ei-
nem großen See im Zentrum.
!
www.shichahai.com
Drei Seen durchschneiden den Norden
Xichengs diagonal und bilden die Ku-
lisse einiger schöner Wege und inte-
ressanter Sehenswürdigkeiten. Sie
wurden früher auch Shicha Hai (Shi-
chahai ) genannt, nach zehn
Tempeln, die deren Ufer säumten. Die-
se Heiligtümer verschwanden ebenso
wie die Kanäle, die noch bis ins 15. Jh.
für den Getreidetransport per Schiff
benutzt wurden. Nachdem das Seen-
gebiet als Binnenhafen ausgedient
hatte, errichteten sich hohe Beamte
und Adlige hier ihre Residenzen und
Sommerfrischen - statt der Getreide-
boote fuhren nun Vergnügungsschiffe
über die Gewässer. Bis 1949 wohnten
hier viele berühmte chinesische Indu-
strielle, Intellektuelle und Künstler.
Wer genau hinschaut, dem wird nicht
verborgen bleiben, dass heute wieder
zahlreiche wohlhabende Menschen,
darunter viele vermögende Russen,
hinter den Mauern der traditionellen
Wohnhöfe leben, die dem Stadtteil sei-
nen vornehmen und zugleich abge-
schiedenen, ja manchmal abweisen-
den Charakter verleihen.
Huitong Ci
Dort, wo sich jetzt der Eingang zur U-
Bahn-Station Jishuitan befindet, stand
einst ein Tempel mit Namen Huitong
Ci. Nach Beendigung der Bauarbeiten
für die U-Bahn wurde er etwa 100 m
rechts vom U-Bahn-Eingang, gleich
hinter dem PLA-Theater, auf einem
Felsblock im Xi Hai neu errichtet und
zum Museum (s. S. 57) für den Astro-
nomen und Ingenieur Guo Shoujing
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