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ben. 1420 waren die Bauarbeiten so
weit abgeschlossen, dass der formelle
Umzug des Kaiserhofs nach Beijing, das
1421 offiziell zur Hauptstadt Chinas ge-
kürt wurde, beginnen konnte. Aller-
dings brannten die drei größten Hallen
noch im selben Jahr ab, weitere wurden
durch ein Erdbeben beschädigt, sodass
der endgültige Umzug erst 1450 abge-
schlossen werden konnte.
Der Kaiserpalast gliedert sich in vier
Teile. Der vordere südliche Teil war der
Regierungssitz, im nördlichen Teil be-
fand sich das Wohnviertel der kaiser-
lichen Familie, im Osten stand der Kai-
serliche Ahnentempel und im Westen
der Altar der Götter der Erde und der
Fruchtbarkeit. Der offizielle Name des
Palastes, Purpurne Verbotene Stadt (Zi-
jincheng), bezieht sich weniger auf die
Purpurfarbe seiner Mauern als viel-
mehr auf den verborgenen purpurnen
Bereich im Himmel, den Sitz des Polar-
sterns, der für die Chinesen im Zentrum
des Himmels steht - so, wie der Kaiser-
palast im Zentrum dessen, was unter
dem Himmel, also auf der Erde ist. Da-
mit war der Palast mehr als nur Regie-
rungssitz und Residenz, er war das irdi-
sche Spiegelbild der im Kosmos wal-
tenden Ordnung. In seiner Architektur
und Symbolik manifestierte sich nach
außen hin sichtbar die zentrale Funk-
tion des Kaisers, des Himmelssohns
( taizi/tianzi ), als Mittler zwischen Him-
mel und Erde, dessen wichtigste Auf-
gabe es war, die im Kosmos waltende
und mit der Erde korrelierende Ord-
nung durch eine korrekte Regierung
und Befolgung der Riten zu erhalten.
Die Verbotene Stadt erstreckt sich in-
nerhalb ihrer von einem Wallgraben
umgebenen Mauer über 720 000 m 2 .
Alle Gebäude reihen sich entlang einer
Haupt- sowie mehrerer zweit- und dritt-
rangiger Nord-Süd-Achsen auf. Die Pa-
lastanlage ist in den südlichen Außen-
hof (wai chao), in dem die kaiserlichen
Audienzen und verschiedene Zeremo-
nien stattfanden, und in die nördlichen
Inneren Gemächer (nei ting) mit den
Wohnstätten der kaiserlichen Familie
unterteilt. Insgesamt soll es 9999 Räume
geben, eine Zahl, die die Ewigkeit der
Herrschaft symbolisiert. Allerdings zählt
bereits der Abstand zwischen vier Säu-
len als ein Raum. Die Anzahl der Räume
gründete nicht nur auf der chinesischen
Zahlenmystik. Dahinter verbarg sich
auch die traditionelle Vorstellung, dass
der eigentliche Himmelspalast 10 000
Räume zählt: Daher musste der irdische
Kaiser - um seine Unterwürfigkeit un-
ter den Himmel zu dokumentieren - ei-
nen Raum weniger bewohnen.
Duan Men und Wu Men
Duan Men, tgl. 9-16.20 Uhr, 10 ¥,
Wu Men im Eintritt zum Kaiserpalast
enthalten
Vom Tor des Himmlischen Friedens
kommend läuft man zunächst über den
stets bevölkerten Heiligen Weg (Shen
Literaturtipp
Sun Yaoting: Der letzte Eunuch des Kai-
sers Puyi. München 1997. Die lesens-
werte Autobiografie gibt einen guten
Einblick in das Leben am Kaiserhof um
die Jahrhundertwende. Sun Yaoting
war als Knabe vom eigenen Vater in
den Kreis der Entmannten befördert
worden - damals die einzige Chance
für die Kinder armer Leute, an den Hof
und damit zu Macht und Einfluss zu ge-
langen. Nach Stationen bei einem On-
kel des Kaisers und einer kaiserlichen
Konkubine schaffte er den Sprung zum
Leibeunuchen des letzten Kaisers.
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