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Ein Kölner Zuckerbaron -
Jakob Groenenberg
anno 1509
Man staunt nicht schlecht, wenn man in alten Stadturkunden
liest, dass das Aridane-Tal, der fruchtbarste Landstrich La Pal-
mas, vor knapp 500 Jahren Deutschen gehörte. Der erste hieß
Lukas Rem, kam aus Augsburg und war von Beruf Kaufmann.
Als Mitglied der Welser, einem der größten Handelshäuser sei-
ner Zeit, stieg er 1509 ins blühende Zuckergeschäft ein. Doch
schon kurze Zeit später stellte er ernüchtert fest, dass der An-
bau des „weißen Goldes“ viel Zeit und Geld in Anspruch
nahm. Es galt für ständigen Sklavennachschub zu sorgen, auch
verschlang der Betrieb der Zuckerraffinerie enorme Summen.
Im gerade erst entdeckten Goldland Amerika winkte schnelle-
rer Gewinn ...
Neuer Besitzer der Zuckerplantagen wurde Jakob Groenen-
berg aus Köln. Er war von Anbeginn erfolgreich und verkaufte
palmerischen Zucker gleich tonnenweise nach Flandern. In
Antwerpen, das damals Teil des spanischen Reiches und wichti-
ge Schaltstelle des internationalen Handels war, nannte man
ihn ehrfürchtig „Heer van Canarien“. Der mächtige Groenen-
berg zog es vor, unauffällig zu bleiben, denn mittlerweile war
auch auf den Kanaren die Inquisition aktiv, alles Fremde war
verdächtig. Pragmatisch wie er war, übersetzte er seinen Na-
men ins Spanische und hieß fortan nur noch Monteverde . Sein
Erfolg lockte bald auch Kaufleute aus Antwerpen (spanisch:
Amberes ) auf die Insel; sie investierten in Grundbesitz und
betätigten sich als Mäzene. So erklärt es sich, dass fast alle hie-
sigen Kunstwerke von Rang aus Flandern stammen. Sie wurden
im Austausch gegen Zucker, später auch Wein, nach La Palma
gebracht.
Ein kleiner Nachtrag: Dem Kaufmann Groenenberg hat die
rasche Namensänderung nichts genutzt. Der Inquisition, der
kirchlich-königlichen Geheimpolizei, missfiel es, dass ausge-
rechnet ein Ausländer reichster Mann der Insel war. Unter dem
Vorwand, er sympathisiere mit der ketzerischen Lehre seines
Landsmanns Luther, wurde Groenenberg alias Monteverde 1530
verhaftet und ein Teil seines Vermögens beschlagnahmt. Man
warf ihn in den Kerker eines Sevillaner Klosters, wo er ein Jahr
später eines jämmerlichen Todes starb. Erst 1545 war der Na-
me rehabilitiert, und gegen die Zahlung einer beträchtlichen
Geldsumme wurden Monteverdes Söhne sogar vom spani-
schen König geadelt.
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