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Kapitel X Von St. Louis bis zu den Grenzen der Ansiedlungen
Am 10. April gegen 11 Uhr Morgens setzte man die Dampfmaschine des Yellow-Stone in
Bewegung, nachdem sich die Reisegesellschaft versammelt hatte. Man hatte als Signal zur
Abfahrt einige Kanonenschüsse abgebrannt, worauf sich die Bewohner von St. Louis in
Menge am Ufer versammelten, unter ihnen auch die Saukis in ihrem originellen Anzuge,
so wie einige halb civilisirte Kickapu-Indianer. Die Bemannung des Yellow-Stone bestand
etwa aus 100 Personen, grösstentheils sogenannten Engages oder Voyageurs, welche dem
Whisky hinlänglich zugesprochen hatten und auf dem Verdecke versammelt waren, wo sie
zum Abschiede ein rollendes Feuer aus ihren Flinten und Büchsen machten. Der Yellow-
Stone lief schnell bei den am Ufer liegenden Dampfschiffen vorbei, während viele Stimmen
uns Lebewohl zujauchzten.
Auf den Tag genau 176 Jahre nach Wied verlassen auch wir St. Louis und machen uns
auf den Weg nach St. Charles, Missouri. Die Gebäudefassade der 800 North 3rd Street ist
mit einem aufgemalten Schaufelraddampfer verschönert worden. Mit dieser Reminiszenz
an vergangene Zeiten verabschieden wir uns auf Höhe der ehemaligen Hafenanlage von
Saint Louis. In nördlicher Richtung geht's durch kilometerlange Industriegebiete bis zur 13
Meilen entfernten „Columbia Bottom Conservation Area“. Auf dem Weg zum Mississippi
und Missouri River fahren wir durch abgeerntetes Farmland. Bei eisiger Kälte und unan-
genehmem Nieselregen wandern wir durch eine urwüchsige Wald- und Flusslandschaft bis
zum Zusammenfluss der beiden Flüsse. Die Wassermassen des Missouris (Big Muddy) ver-
mischen sich in pittoresken Strudeln mit denen des Mississippis. Von nun an wird der Mis-
souri River die nächsten 2 341 Meilen bis zu seinen Quellflüssen unser ständiger Begleiter
sein.
Der Yellow-Stone lief nun in den Missouri ein, der an seiner Mündung etwa so breit ist als
der Mississippi an dieser Stelle, dessen Wasser sich aber noch mit seiner schmutzig gelb-
lichen Farbe von dem grünlichen des letzteren eine Zeit lang getrennt erhält, indem es am
Ufer des Staates Missouri, das andere hingegen am Illinois-Ufer hinab eilt. Unsere Canadier
feuerten zur Bewillkommung des Stromes, dem wir uns für eine geraume Zeit geweiht hat-
ten, ihre Gewehre ab.
In Fort Bellefontaine, Missouri, machen wir einen ausgedehnten Spaziergang am Missouri
River entlang und bestaunen die Treppenkonstruktion aus den dreißiger Jahren des 20.
Jahrhunderts, die von der Höhe des Hangs fast bis zum Wasser führt. Das ursprüngliche Can-
tonment Belle Fontaine wurde am Südufer des Missouri Rivers an der Mündung des Cold
Creeks gebaut und war ehemals ein von der Regierung betriebener Handelsplatz. Als einzi-
ger Militärposten im Louisiana Territory diente Fort Belle Fontaine als Startpunkt für viele
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