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Weltausstellung von 1904, die Gebäude aus der damaligen Zeit verleihen der Anlage etwas
Nostalgisches. Zahlreiche Schulklassen sind im Zoo unterwegs.
Die Primaten sind durch eine Glasscheibe von ihren Verwandten getrennt. Eigentlich soll-
ten wir die asiatischen Lion-tailed-Macaque-Affen sehen, aber zu meiner großen Verblüf-
fung steht ein Homo sapiens mit Khaki-Kleidung, Gummistiefeln und Schutzmaske im
Käfig und schaut verbittert auf seinen nur leicht tröpfelnden Wasserschlauch. Ein nor-
damerikanischer Uhu ist in einer Voliere eingesperrt, in einer größeren Voliere steht re-
gungslos ein Adler: „Nest of the bald eagle. 20 years ago, no bald eagle nested in Mis-
souri.“ Wir kommen zu den Gorillas. Das Gorilla-Männchen hält sich wegen des Geschreis
der Schulkinder die Ohren zu. Was für eine Farce: „The Jungle of the Apes“. Die
Präriehunde haben ihr viel zu kleines Gehege wild umgepflügt. Im Bärengehege sehen wir
einen Andenbären und den amerikanischen Grizzlybären. Der Grizzly ist ein gewaltiges
Tier, bestimmt zwei Meter groß, sein Aktionsradius im Gehege umfasst vielleicht zwanzig
mal zwanzig Meter. Es leben nur noch 1 000-1 200 von ihnen in Freiheit, viele davon im
Yellowstone Nationalpark. Wie nach jedem Zoobesuch ergreift mich auch hier eine tiefe
Melancholie.
Am späten Nachmittag packt uns der Einkaufswahn - wir fahren in eine 17 Kilometer ent-
fernte Shoppingmall. Als wir die Mall verlassen, ist es fast acht Uhr und stockdunkel. Das
Licht des VWs ist nicht besonders gut, um es vorsichtig auszudrücken. Der Lichtkegel
reicht gerade mal knapp drei Meter weit. Da auch die gesamte Armaturen-Innenbeleuch-
tung nicht funktioniert, wird die Rückfahrt zu einem Abenteuer, auch weil wir in der
Dunkelheit Probleme mit dem Lesen der Straßenkarte haben. Wir zockeln über Neben-
straßen und haben keine Ahnung mehr, wo wir uns befinden. Wenn keine Straßenlampen
oder andere Autos die Straße erhellen, fahren wir so gut wie ohne Sicht, was die Stimmung
im Auto nicht besser macht. Plötzlich, wie durch ein Wunder, entdecken wir eine Straße,
die uns bekannt vorkommt. Kurz darauf sind wir wieder im Bilde, und alles wird gut.
Wir haben erfahren, dass es in der St. Louis Public Library im Missouri History Museum
Library and Research Center doch eine Abteilung gibt, die Zeitungen von 1833 archiviert
haben soll. Die Mitarbeiter dort sind zwar nicht besonders freundlich, dafür ist unsere
Suche aber endlich erfolgreich. Im Missouri Republican finden wir einen Artikel über die
Versammlung in Jefferson Barracks mit General Atkinson und Häuptling Black Hawk.
Im Laufe des 4. Aprils steigen die Temperaturen bis auf 20 °C, der Himmel ist wolkenlos.
Der Creve Coeur Lake im Memorial Park ist nur wenige Meilen von unserem Hotel ent-
fernt und liegt im früheren Flussbett des Missouri Rivers. Wir machen eine Wanderung
um den See und sind die einzigen, die in Windjacken unterwegs sind. Die Einheimischen
laufen bereits in Hemden oder T-Shirts herum. Es wird nach Herzenslust gejoggt und Fahr-
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