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eine alte französische Niederlassung, jetzt ein grosses Dorf von 6 bis 800 Seelen, liegt
etwa 20 Minuten von seinem Landungsplatze entfernt und scheint im Verfalle zu seyn. Die
Strassen sind rechtwinklig, ungepflastert, mit Zäunen eingefasst, die einstöckigen Wohnun-
gen liegen von einander getrennt, und haben meist an der Vorderseite einen auf Pfeilern
ruhenden Vorplatz (Varanda). Die Kirche ist von rothen Backsteinen erbaut. Man spricht
französisch und englisch, doch befinden sich auch mehre Deutsche hier. Alljährlich ziehen
im Frühjahre Caravanen von hier in das Innere der westlichen Prairies nach Sta. Fe und
den Rocky-Mountains, wozu sich viele Bewaffnete mit ihren Pferden und Wagen vereini-
gen. Von dem Orte schlängelt sich nach dem Landungsplatze der Gabarre-Creek in tiefem
schlammigem Bette, über welchen eine hölzerne Brücke führte. Da die Dämmerung bald
eintrat, so legten wir nicht weit oberhalb Ste. Geneviève für die Nacht an.
St. Genevieve, Missouri, ist eine kleine Gemeinde mit 4 400 Einwohnern. Wir haben uns
für zwei Nächte im Microtel Inn & Suites einquartiert, da wir Wied einen Tag voraus sind.
Die älteren Holzhäuser in Downtown sind zu 90% von deutschen Zimmerleuten in der
Missouri-Architektur erbaut worden - die Namen der Eigentümer und das Jahr der Aufs-
tellung sind in die Balken eingraviert. Schöne, bunte Holzhäuser mit großen Terrassen, so
wie man es aus Kinofilmen kennt, in denen die Bewohner den Tag bei milder Abendsonne
und einem Glas Limonade in einem Schaukelstuhl sanft ausklingen lassen. Für jede Kon-
fession gibt es Kirchen, von der Apostolic bis zur Presbyterian Church. St. Genevieve ist
insgesamt eine angenehme, lebenswerte Stadt.
Am 23. März reisen wir weiter nach St. Louis, Missouri. Der Frühling hält mit Macht Ein-
zug, von Tag zu Tag wird die hügelige Landschaft grüner und bunter. Wir befinden uns im
St. Louis County und fahren durch den Bee Tree County Park, in dem die gleichförmigen
Häuser der amerikanischen Vorstädte idyllisch eingebettet sind.
Gegen Abend erreichten wir am linken Ufer Jefferson-Barracks, oder die Militär-Casernen,
in welchen gegenwärtig das 6. Regiment regulärer Infanterie garnisonirt. Sie waren jetzt
interessant, weil der berühmte indianische Chef Black-Hawk hier gefangen gehalten war.
Vor Nacht liefen wir bei der etwa 100 Jahre alten französischen Niederlassung Carondelet
vorbei, einem grossen zerstreuten Dorfe, von dessen Bewohnern man sagt, dass sie nicht
indüstriös seyen. Etwa gegen über Kahokia übernachteten wir und erblickten am 24. März
früh zu unserer grossen Freude die Stadt St. Louis.
Jefferson Barracks und den Stadtteil Carondelet erreichen wir nicht, da der Autobahnring
in Richtung Westen um St. Louis herum führt. Auf der fünfspurigen Schnellstraße muss ich
mich wegen des enormen Verkehrs stark konzentrieren und bin heilfroh, als wir über die
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