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fahren eine Tankstelle in Laconia in Indiana an, die zugleich Treffpunkt, Kiosk und Gast-
stätte ist. Vor der Tankstelle stehen zwei Bänke, eine ist beschriftet mit „Liars Bench Re-
publican“, die andere mit „Liars Bench Democrat“.
Vor der Nacht erreichten wir Cloverburg in Kentucky, und alsdann legte man an, um das
Erscheinen der Sterne oder des Mondes zu erwarten. Eine Menge von Spielpartien hatten
sich in der grossen Cajüte gebildet, wo eine unerträgliche Hitze herrschte; dabei gab es
in unsern Betten eine grosse Menge von Schaben (Blatta americana), die den Schlafenden
über Gesicht und Hände liefen, oder sich häufig von der Decke herab fallen liessen. Diese
unangenehmen Thiere benagen alles, und dabei zerdrückt man sie bei der leisesten Ber-
ührung, da sie vollkommen weich sind.
Tell City, Indiana, hat um die 7 200 Einwohner, wurde 1856 gegründet und ist tatsächlich
nach dem Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell benannt. Unser Quartier ist das Holiday
Inn Express Hotel & Suites, dessen Dach gerade saniert wird, weil einer der vielen Stürme
in dieser Gegend erhebliche Schäden verursacht hat. Der trostlose Ort ist durch eine ge-
waltige Flutmauer vor dem Ohio River geschützt. Man hätte die Ortschaft nicht Tell City,
sondern Death City nennen sollen, so ausgestorben ist es im Zentrum.
Am 18. Oktober ist der Himmel bewölkt, es ist unangenehm frisch. Wir erreichen Grand-
view in Indiana. An einem Landungsplatz am Ohio River hat die Delta Queen angelegt,
ein 1927 gebauter Heckraddampfer, der als Kreuzfahrtschiff auf dem Mississippi und Ohio
River fährt. Bei ihrem Landgang schwärmen die Reisenden von ihrer Reise mit der Delta
Queen, berichten aber auch, dass es wahrscheinlich die letzte Fahrt des Schiffes sein
wird, weil es Streit zwischen dem neuen Eigner und der gewerkschaftlich organisierten
Besatzung gibt. Alle Mitarbeiter sind entlassen worden.
„Welcome to Kentucky“. In Stanley kreuzen wir die French Island Road, die direkt auf
French Island im Ohio River zuläuft. In Nähe dieser Insel wurde der Choleratote an Bord
der „Water Witch“ am 18. Oktober 1832 begraben:
Man hatte die Entdeckung gemacht, dass wir die Cholera an Bord hatten. Ein Mann aus
Kentucky hatte sich heute Morgen früh krank gemeldet, und war schon um 11 Uhr Mit-
tags gestorben, obgleich der Schiffer alle ihm zu Gebote stehenden Mittel angewendet
hatte. Zugpflaster an vielen Theilen des Körpers, Reibung, starke Dosen von Calomel war-
en vergebens gebraucht worden. Das Schiff wurde an dem hier steilen Flussufer angelegt
und die Glocke geläutet, während man den Todten an's Land schaffte und in der Nähe be-
grub. Nachdem das Begräbniss beendet, und der Name der Verstorbenen auf einem weis-
sen Brette bei dem Grabe aufgepflanzt war, rief die Schiffsglocke die Passagiere zurück;
die Reise wurde fortgesetzt, und wir erreichten nach ½ Stunde am Indiana-Ufer den Fleck-
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