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Überschwemmungen verschont geblieben. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Portsmouth
noch 50 000 Einwohner, doch das Ende der Stahlindustrie führte zur massenhaften Ab-
wanderung. Der Boneyfiddle District hat auch schon bessere Zeiten gesehen und wirkt an
diesem Sonntag wie eine Geisterstadt. An der 224 Second Street kommen wir an der Ports-
mouth Brewing Company vorbei, in welcher, wir können es kaum glauben, sich das Lokal
„The Brewhouse“ befindet. Es kommt noch besser: das Restaurant hat geöffnet, es wird
Pizza serviert und Bier ausgeschenkt, und das an einem Sonntag!
Am nächsten Morgen fahren wir über die Grant Bridge auf der US Route 23 über den Ohio
River nach Kentucky. Nach kurzer Zeit befinden wir uns im Niemandsland, in The Land
of Nowhere. Die Uferlandschaft des Ohios ist komplett bewaldet. Bei Concord geht's auf
der Kentucky Road 57 ins Hinterland von Kentucky. Weit und breit keine Menschenseele.
Die wenigen Häuser sind geschmückt mit Halloween-Artikeln, Kürbissen, Girlanden und
anderem Nippes. Der Herbst hat Einzug gehalten, die abgefallenen Blätter dekorieren rot-
bräunlich die Straße. Wir haben uns verfahren und landen auf dem Gelände des Chemiew-
erks Carmeuse Lime & Stone Inc. an der Springdale Road. Heiße Dämpfe kommen eruptiv
aus der Erde. Flugs verlassen wir diesen wahrhaft unwirtlichen Ort.
Ripley, Ohio, liegt nicht nur in einem Tabakanbaugebiet, sondern verfügt auch über ein
bekanntes Tabakmuseum, das leider geschlossen hat. Als ich gerade den Chevy starten will,
spricht mich ein älterer Herr an. Seine Frau und er betreiben das Museum, selbstverständ-
lich sei eine Führung außerhalb der Öffnungszeiten gar kein Problem. Die Artefakte im
Museum sind einmalig. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Ausstellungsstücke in eini-
gen Jahrzehnten einen besonderen Stellenwert haben werden, da es die meisten der ausges-
tellten Tabakutensilien schon heute nicht mehr gibt. Nach einer gut einstündigen Führung
erzählt uns der Museumsleiter, dass die Farmer sehnlichst auf Regen warten. Die in den
Schuppen hängenden Tabakpflanzen brauchen die feuchte Luft, um nicht auszutrocknen.
Im November, um Thanksgiving herum, werden die Pflanzen dann im Freien aufgehängt.
Im Gespräch erfahren wir, dass die beiden Museumsbetreiber deutsche Vorfahren mit den
Namen Hart und Meixner haben. Hinter Utopia, Ohio, machen wir eine Rast auf einem
Campingplatz am Ohio River. Wir benutzen einen der Holztische mit Sitzbänken davor.
Einige Leute, die hier wohnen, schauen uns zwar vorwurfsvoll an, aber niemand kommt,
um uns zu vertreiben.
Wir hatten während der Nacht die Ortschaften Adamsville, Manchester, Aberdeen, Ripley,
Vanceburg, Maysville und Augusta passirt, und befanden uns jetzt bei dem Dörfchen
Neville. Von hier erreichten wir Moscou, dann Point-Pleasant, und am rechten Ufer New-
Richmont.
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