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Kapitel VII Pittsburg und New-Harmony am Wabash
(8. October) Der Ohio war jetzt bei Pittsburg in zu niederem Stande, um mit Dampfschiffen
befahren zu werden; wir mussten deshalb die Reise bis Wheeling zu Lande machen. Unser
Postwagen wurde von vier raschen Pferden schnell längs des Berges fortgezogen, wo die
Strasse durch hohen aber verdorbenen und ausgehauenen Wald lief.
Die Ära der Postkutschen ist vorbei, sodass wir uns ersatzweise einen Chevrolet Impala
mieten. In dem Auto ist ein Odometer eingebaut, ein Gerät, das anzeigt, in welche Himmels-
richtung man fährt. Bei Reisen in den USA eine fast notwendige Orientierungshilfe, wie
wir zu unserem Leidwesen schon am eigenen Leib erfahren haben. Die Wettervorhersage
sagt für den ganzen Tag Regen voraus. Robert Taylor, unser Englischlehrer in Deutschland
schreibt uns in einer E-Mail, dass Wheeling zu 99,9% von Rednecks bewohnt wird. Red-
necks nennt man Menschen der ländlich-konservativen, weißen Unterschicht, vergleichbar
etwa mit den deutschen Bezeichnungen „Hinterwäldler“ oder „Prolet“.
Wir verlassen Pittsburgh am 8. Oktober in Richtung Südwest auf dem Washington Pike, auf
dem schon Wied nach Wheeling reiste. Die Gegend wird zunehmend ländlicher, die Blätter
an den Bäumen färben sich immer bunter, wir befinden uns mitten im Indian Summer.
Wir hatten mehre bedeckte Brücken passirt und erreichten Cannonsburg, 18 Meilen von Pitt-
sburg, wo man die Pferde wechselt, und wie gewöhnlich in allen solchen Ortschaften der
Vereinigten Staaten, von Neugierigen und Müssigen begafft wurde.
Canonsburg: Ein Plakat weist auf ein Oktoberfest hin, ein anderes teilt mit, dass Jesus lebt.
Kurz darauf fahren wir bereits durch die Vororte von Washington, Pennsylvania.
Zu Mittag erreichten wir Washington, einen Flecken, jenseit dessen die Gegend mit Wald
und Feldern abwechselte, wo abgeschnittene Baumstöcke wieder den Beweis gaben, dass
das ganze Land östlich vom Mississippi ein Urwald war.
Washington, Pennsylvania, hat 15 000 Einwohner und ist Sitz der Verwaltung des Washing-
ton Countys. Pittsburgh-Steelers-Fahnen hängen aus den Fenstern.
Nachdem man Alexandria, einen Flecken, zurückgelegt hat, verlässt man bald die Grenze
des Staates Pennsylvanien und tritt in Virginien ein.
„Welcome to West Virginia − wild and wonderful“. Entlang des National Pikes stehen wirk-
lich schöne Häuser, die aber teilweise eine Renovierung vertragen könnten. Immer häufiger
sind auch Mobile Homes zu sehen.
