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Georg Rapp gegründet. Rapp musste Württemberg 1803 aus religiösen und politischen
Gründen verlassen und wanderte nach Amerika aus. Er gründete, mithilfe zahlreicher re-
ligiöser Anhänger aus Deutschland, die wirtschaftlich sehr erfolgreichen religiösen Sied-
lungen Harmony in Pennsylvania (1804), New Harmony in Indiana (1814) und Economy
in Pennsylvania (1824). Als Wied 1832 zusammen mit Karl Bodmer das deutsche Muster-
städtchen Economy besuchte, lebte Johann Georg Rapp noch. Vater und Sohn Rapp er-
wiesen sich als großzügige Gastgeber und zeigten Wied und Bodmer die Siedlung in aller
Ausführlichkeit.
Unser erster Weg führt uns zum Besucherzentrum, dem ein kleines Museum angeschlossen
ist. Dort entdecken wir eine Zeichnung von Wied, auf der er Rapp skizziert hat, und Bod-
mers bekanntes Bild von Old Economy Village. Wir buchen eine Führung durch den von
Rapp erbauten historischen Ortskern. Eingeleitet wird das Ganze mit einem Video über die
Geschichte seiner religiösen Harmony Society.
Die Dame an der Kasse ist zwischenzeitlich in eine schwäbische Tracht von 1800
geschlüpft und führt uns nun durch Old Economy Village und die noch sehr gut erhaltenen
Häuser der damaligen Harmonisten. Die Englisch sprechende Führerin, die in ihrer Tracht
ein wenig bizarr wirkt, scheint Relikte der rigorosen Ethik von Rapp verinnerlicht zu
haben: nichts berühren, nie den ausgewiesenen Weg verlassen, nie allein in einem Raum
zurückbleiben. Sie beobachtet uns scharf und achtet genauestens darauf, als jeweils Letzte
den Raum zu verlassen. Brav folgen wir ihren Anweisungen und lassen uns durch Rapps
nicht gerade bescheiden wirkendes Wohnhaus führen. Es folgt Raum auf Raum, dann
schließlich das repräsentative Ess- und Musikzimmer. Hier hat Maximilian also zu Abend
gegessen, Wein getrunken und den Mädchen und dem jungen Lehrer bei ihren musikalis-
chen Darbietungen zugehört:
Nachdem wir alle jene Sehenswürdigkeiten in Augenschein genommen, und von Herrn
Rapp dem jüngeren durch die Fabrikgebäude geführt worden waren, verfügten wir uns
in das Wohnhaus des Directors der Anstalt und wurden von seiner ganz nach ländlich
württembergischer Art gekleideten Familie sehr freundlich aufgenommen. Bald erschien
der Stifter der Anstalt, Herr Rapp, ein kräftiger alter Mann von ehrwürdigem Ansehn mit
weissgrauen Haaren und langem Barte. Wir assen bei ihm zu Abend, tranken sehr guten
hier gezogenen Wein und wurden zuletzt von sechs bis sieben Mädchen und einem jun-
gen Manne, der hier Schulmeister ist, und gute Kenntnisse besitzen soll, durch Gesang und
Clavierspiel unterhalten.
Unsere Führung geht im Garten weiter, ein riesiges Areal, das seinerzeit bis zum Ohio
reichte und heute durch eine Schnellstraße vom Fluss getrennt ist. Als ich so durch diesen
Garten schlendere, muss ich daran denken, was Rapp damals predigte und was er unter
der Philosophie der Harmonisten verstanden haben wollte: Sämtliches Privateigentum war
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